Schwere Unwetter haben am Samstag und in der Nacht auf Sonntag Italien heimgesucht. Ein 20-Jähriger ist in Pianoro bei Bologna in der norditalienischen Region Emilia-Romagna tot geborgen worden. Sein Auto wurde vom Wasser eines Flusses mitgerissen, der plötzlich über die Ufer trat. Der Mann befand sich mit seinem Bruder im Auto, der sich retten konnte und Alarm schlug, wie italienische Medien berichteten. 3000 Menschen mussten in der norditalienischen Region Emilia Romagna evakuiert werden, nachdem große Teile der Provinz Bologna überschwemmt wurden. Nachdem der Regen nachgelassen hat, werden die Schäden gezählt. Das Ausmaß wurde auf Millionenhöhe geschätzt.
„Wir können einen Großteil des Stadtgebiets nicht erreichen. Die Telefonverbindungen sind ausgefallen. Wir bitten um Hilfe“, sagte Luca Vecchiettini, Bürgermeister von Pianoro. Die Lage sei kritisch. Evakuierungen wurden angeordnet: Mehr als 2100 Menschen wurden in der Provinz Bologna evakuiert, weitere 1000 Menschen mussten ihre Häuser in der Gemeinde Cadelbosco bei Reggio Emilia verlassen.
Bologna stark betroffen
Die Provinz Bologna und das Gebiet um die Adria-Badeortschaft Cesenatico wurden von den Unwettern besonders stark heimgesucht. Mehrere Häuser mussten in den Kleinstädten Budrio, Molinella und Bagnacavallo evakuiert werden. Die Einwohner wurden in einer Sporthalle untergebracht. Wegen der schweren Niederschläge waren viele Verkehrsachsen im Raum von Bologna unbefahrbar. Die Schulen in der Gegend bleiben am Montag geschlossen.
In etwa vier Stunden fielen am Sonntagabend mehr als 80 Millimeter Regen, die einen Großteil der Stadt Bologna und der Umgebung überfluteten. Die kritische Phase begann gegen 21 Uhr, als der Fluss Ravone über die Ufer trat und eine der Hauptzufahrtsstraßen zum Stadtzentrum blockierte, wo sich unter anderem das städtische Krankenhaus befindet. In mehreren Teilen Bolognas kam es zu Stromausfällen.
Extremwetter-Warnung bis Montag verlängert
Fast alle Flüsse in der Region hatten am Sonntag die Alarmstufe drei überschritten, nachdem sintflutartige Regenfälle eine schlimmere Situation als im Mai 2023 verursacht hatten, so die Interimspräsidentin der Region Emilia Romagna, Irene Priolo. Damals wurde die Region von Überschwemmungen und Erdrutschen heimgesucht, bei denen 17 Menschen ums Leben kamen und Schäden in Milliardenhöhe verursachten.
Insgesamt mussten die Feuerwehrleute bis Sonntagnachmittag über 500 Mal zu Rettungseinsätzen in der Emilia Romagna ausrücken. Die Carabinieri, die die Rettungsarbeiten unterstützten, mussten in einigen Fällen eingreifen, um Personen zu vertreiben, die in der Nähe von angeschwollenen Flüssen und Bächen Selfies machten. In der Umgebung von Reggio Emilia musste die Carabinieri-Polizei mehrere Personen wegschicken, die sich in Ufernähe aufhielten, obwohl die Behörden offiziell aufgerufen hatten, sich von Flüssen fernzuhalten und sich in Sicherheit zu bringen.
Die Warnung vor extremen Wetterbedingungen wurde für die Region bis Montag verlängert. Insgesamt befanden sich 13 Gemeinden in einer „kritischen Situation“, darunter die Provinzen um Bologna, Reggio Emilia und Modena, nachdem 175 Millimeter Wasser in nur wenigen Stunden gefallen waren, berichtete Priolo. Als der Fluss Ravone über die Ufer trat, wurden „Straßen zu Bächen“.
Bürgermeister von Bologna schlug Alarm
Der Bürgermeister von Bologna, Matteo Lepore rief die Bevölkerung über die sozialen Medien auf, im gesamten Stadtgebiet nicht auf die Straße zu gehen, die Autos nicht zu benutzen und sich in höhere Stockwerke zu begeben, sollte man sich in der Nähe von Sturzbächen befinden. Viele Straßen in der Provinz wurden ganz oder teilweise gesperrt. Auch der Eisenbahnverkehr kam partiell zum Erliegen. Die italienische Premierministerin Giorgia Meloni drückte den Unwetteropfern ihre Solidarität aus.
Die Region Emilia Romagna, zu der Bologna gehört, war bereits Mitte September von heftigen Niederschlägen und darauf folgenden Überschwemmungen betroffen worden. Tausende Menschen wurden evakuiert. Im Mai 2023 kamen in der Region bei schweren Unwettern 17 Menschen ums Leben. Der Sachschaden ging in die Milliarden. Schwere Unwetter hatten auch Anfang Oktober in der Gegend gewütet.
Überschwemmungen auf Sizilien
Ganz Italien, von Nord bis Süd, wurde am Wochenende von heftigen Regenfällen und Stürmen heimgesucht, insbesondere Sizilien, das zuvor monatelang unter einer Dürreperiode gelitten hatte. Heftige Regenfälle gab es auch auf Sizilien, das in den vergangenen Monaten unter einer schweren Dürre litt. Zu starken Überschwemmungen kam es in Catania und in Agrigent.
In der sizilianischen Hafenstadt Licata trat der Fluss Salso über die Ufer und überschwemmte verschiedene Teile der Stadt. Einige Menschen saßen auf den Dächern ihrer Autos fest. Ein Mann, der sich an den Pfeilern einer Brücke anklammerte, wurde von einem Team der Bodenfeuerwehr gerettet. Mehrere Häuser in der Nähe des Flusses wurden evakuiert.
Wassermassen sorgen für spektakuläre Bilder
In Sori bei Genua wurde eine Autobahnbrücke zum Wasserfall, Videoaufnahmen zeigen Wassermassen, die von der Brücke in den darunterliegenden Fluss stürzen. In den vergangenen Monaten wurde Italien mehrmals von schweren Unwettern heimgesucht, zuletzt im September.