Es ist nur ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer Schritt für die Modeindustrie. Das US-Unternehmen Axiom Space aus Texas hat mit der italienischen Luxusmodemarke Prada im Auftrag der NASA neue Raumanzüge für den Mond entwickelt. Sie sollen bei der nächsten Mond-Mission der US-Raumfahrtbehörde zum Einsatz kommen, die für den Herbst 2026 geplant ist.

Die Anzüge, die jetzt in Mailand erstmals präsentiert wurden, haben etwas mehr modischen Schick, als die Modelle, mit denen die NASA ihre Astronauten im Rahmen ihres Apollo-Programms 1969 ausstattete. Auch wenn die neuen Modelle den weißen Ganzkörperanzügen von damals zum Teil ähneln: dicke und feuerfeste Einteiler mit massivem Helm, Rucksack und schweren Stiefeln.

Der Astronaut trägt Prada

Viel wichtiger ist, dass die Multifunktionskleidung extreme Strapazen aushalten kann - wie den scharfen Mondstaub oder Temperaturen zwischen etwa minus 200 Grad Celsius und mehr als 150 Grad plus. Dazu besteht der Anzug aus insgesamt 25 Lagen. Er misst auch konstant die Körperfunktionen. Künstlicher Sauerstoff kann die Astronauten beim Spaziergang außerhalb bis zu 13 Stunden am Leben halten. Hochentwickelte Funktionalität trifft auf höchste Ästhetik. 3,5 Milliarden Dollar hat die NASA dafür ausgeschrieben. Prada schneidert damit die teuersten Anzüge des Universums.

Im Helm des 90 Kilogramm schweren Unisex-Anzugs ist eine Kamera integriert. Der Kontakt zu den anderen Astronauten und zur Erde wird über eine 4G-Verbindung gehalten. Die Technik wurde von Axiom Space entwickelt. Prada war vor allem am optischen Erscheinungsbild beteiligt. Axiom-Manager Russell Ralston sprach von einer „perfekten Verbindung zwischen Funktionalität, Komfort und Design“.

„Unsere Eliteteams haben die Entwicklung von Raumanzügen neu definiert, indem sie neue Wege zu innovativen Lösungen beschritten und einen hochmodernen Designansatz für die AxEMU angewandt haben“, so Matt Ondler, Präsident von Axiom Space, in einer Pressemitteilung. „Wir haben den Rahmen gesprengt. Die Partnerschaft zwischen Axiom Space und Prada hat ein neues, grundlegendes Modell für die branchenübergreifende Zusammenarbeit geschaffen, das die Möglichkeiten in der kommerziellen Raumfahrt weiter ausbaut.“

Von links nach rechts: Chief Marketing Officer der Prada-Gruppe Lorenzo Bertelli, Axiom Vizepräsident Russell Ralstom und Matt Ondler, Präsident von Axiom Space.
Von links nach rechts: Chief Marketing Officer der Prada-Gruppe Lorenzo Bertelli, Axiom Vizepräsident Russell Ralstom und Matt Ondler, Präsident von Axiom Space. © AP / Antonio Calanni

Warum genau Prada?

Warum fiel die Wahl ausgerechnet auf Prada? Das Mailänder Luxuslabel (1913 gegründet) hat sich im Segelsport ein besonderes Know-how angeeignet, berichtet Business-Punk. Seit 1999 ist Prada beim America‘s Cup dabei und hat dafür Segeltücher entwickelt, die extrem belastbar sind. Jetzt segelt Prada in anderen Sphären und schließt dafür eine mehrjährige Partnerschaft mit dem US-Raumfahrtunternehmenn Axiom, dem führenden Anbieter für bemannte Raumflüge und Raumfahrtstrukturen.

„Das Know-how von Prada ermöglichte fortschrittliche Technologien und innovative Nähmethoden, um die Lücke zwischen hoch entwickelter Funktionalität und einer ästhetisch ansprechenden weißen Außenschicht zu schließen und den Astronauten einen höheren Komfort zu bieten, während die Leistungsfähigkeit der Materialien verbessert wurde“, heißt es in der Pressemitteilung.

Das Outfit steht, der Termin auch

Die Prada-Raumanzüge werden für die Mission Artemis III entwickelt, die nach Angaben der NASA frühestens im September 2026 stattfinden soll. Bei Artemis III – benannt nach der griechischen Mondgöttin – sollen vier Astronauten zum Mond fliegen: Zwei von ihnen verbleiben im Orbit, zwei landen auf dem Erdtrabanten. Erstmals sollen auch eine Frau und eine Person of Color mit an Bord sein. Beteiligt sind auch die Europäische Raumfahrtagentur ESA und Raumfahrtagenturen anderer Länder. Zuletzt waren mit der „Apollo 17“-Mission im Dezember 1972 US-Astronauten auf dem Mond. Unbemannte Mondlandungen gelangen zudem der ehemaligen Sowjetunion, China und Indien.