Bern setzte mit seinem Stadtrat im Jahr 2020 neue Maßstäbe in der Schweiz. Von den 80 Abgeordneten waren 55 weiblich. Das bedeutete damals einen Landesrekord.

Bern scheint sich in der Rolle des Vorreiters auf politischer Lokalebene zu gefallen, denn für 2026 ist die nächste aufsehenerregende Maßnahme in Planung: Der Stadtrat möchte eine Quote für Frauen und queere Personen in Führungspositionen der Stadtverwaltung schaffen – also eine FINTA-Quote.

Den Antrag brachten laut „Berner Zeitung“ die Jungsozialist*innen Schweiz (Juso) ein, der Stadtrat nahm die damit verbundene Planungserklärung an. Die Jusos halten das binäre Geschlechtermodell laut „Berner Zeitung“ für veraltet. Damit will man dem eigenen Anspruch, ein Arbeitgeber zu sein, der Gleichstellung fördert, gerecht werden.

Anspruch: gleichstellungsfördernder Arbeitgeber

Für den Berner Führungskader in der Stadtverwaltung gibt es bereits jetzt einen vorgeschriebenen Frauen-Anteil. Bis Ende des Jahres soll dieser bei 40 Prozent oder mehr liegen, aktuell liegt man bei 38 Prozent. Mit der ausgeweiteten FINTA-Quote will die Stadt Bern ihrem eigenen Anspruch, ein gleichstellungsfördernder Arbeitgeber zu sein, gerecht werden.

Konkret würde das bedeuten: Ab 2026 sollen 40 Prozent aller städtischen Führungskräfte der Schweizer Hauptstadt weibliche, intergeschlechtliche, nicht-binäre, trans- und agender Personen sein. Doch ganz ohne Hürden ist der Weg zu diesem Ziel nicht.

Schweiz hat kein drittes Geschlecht

Es fehlt eine entsprechende gesetzliche Basis, da es in der Schweiz derzeit noch gar kein drittes Geschlecht in amtlichen Dokumenten gibt. Dies hat der Bundesrat bislang abgelehnt. Dass sich das ändert, zeichnet sich nicht ab, weil die Mehrheit der Schweizer Bürger dagegen ist. Zuletzt hat die Diskussion darum wieder Auftrieb erhalten, als sich Nemo, der für die Eidgenossen den ESC 2024 gewann, als non-binär outete.

Doch auch auf kommunaler Ebene müssten noch Anpassungen erfolgen, denn bislang können Angestellte in den Personalakten nur als Mann oder Frau registriert werden. Hier arbeite man allerdings bereits an einer Lösung, heißt es dazu. Dabei solle auch sichergestellt werden, dass sie niemand als queer outen müsse, die Angabe des Geschlechts bleibe weiterhin freiwillig.

Cis-Männer dominieren noch immer Führungspositionen

Kritik an dem Plan, eine FINTA-Quote einzuführen, gibt es aber noch von anderer Seite: Sie könnte Männer diskriminieren. Das wischen die Jusos allerdings mit dem Argument vom Tisch, dass Cis-Männer, also Männer, die sich mit ihrem Geburtsgeschlecht identifizieren, noch immer mehrheitlich in Führungspositionen seien. Eine erweiterte Quote sei aus Sicht der Antragsteller daher nötig, um dieses Ungleichgewicht zu korrigieren.

Ob die Quote kommt, ist allerdings noch nicht fix. Zwar wurde der Antrag mehrheitlich angenommen, endgültig beschlossen wurde die FINTA-Quote noch nicht. Die soll erst im Herbst 2025 erfolgen.