Am Tag danach scheint es, als wäre ganz Florida unter Wasser. Straßen haben sich in Flüsse verwandelt, Bäume sind entwurzelt, Dächer wurden abgerissen. Hurrikan „Milton“ hob Yachten aus dem Hafen und warf sie auf den Kai, wehte Autos von der Straße. Strommasten knickten, Leitungen wurden abgerissen. Am härtesten wurde St. Petersburg getroffen, eine Stadt mit einer Viertelmillion Einwohner. Hier hat es binnen Stunden fast einen halben Meter geregnet. Ein großer Baukran stürzte in ein Gebäude. Das Dach des Baseballstadions Tropicana Field, in dem Rettungskräfte untergebracht werden sollten, wurde vom Sturm abgedeckt.

Nach Angaben der US-Regierung gibt es Berichte über mindestens zehn Todesopfer in Verbindung mit Hurrikan „Milton“ im Bundesstaat Florida. Das bestätigte Heimatschutzminister Alejandro Mayorkas in einer Pressekonferenz. Zuvor hatten US-Medien über mindestens sechs Todesopfer berichtet. Der Minister beklagte mit Blick auf den Sturm auch „absichtlich verbreitete Falschinformationen“, die reale Auswirkungen auf Überlebende hätten.

So kursiere etwa die Behauptung, „dass Bundesbedienstete, die den Menschen helfen sollen, ihnen ihr Land wegnehmen werden“, erläuterte der Minister. „Wir haben gesehen, dass die Menschen zurückhaltend sind und zögern, die Hilfe in Anspruch zu nehmen, (...) weil sie Angst haben.“

Am Mittwochabend traf der Wirbelsturm nahe der dicht besiedelten Tampa Bay an der Westküste auf Land. „Milton“ kam vom Golf von Mexiko, wo er viel Wasser aufgesogen hatte, auch aus der Tampa Bay, wo es als Platzregen wieder herabstürzte. Der Zug- und Flugverkehr wurden eingestellt. Tausende Helfer vom Roten Kreuz, der Nationalgarde und der Küstenwache sind ausgerückt.

Anordnungen größtenteils eingehalten

Größtenteils befolgt wurden die Evakuierungsanordnungen, daher gab es weniger Tote als erwartet. Aber es ist noch nicht vorbei. Elf Millionen Floridianer befinden sich in der Flutzone. Besonders gefährdet sind jene, die in Wohnwagen leben. Am Donnerstag traf „Milton“ auf Orlando, wo Disney World und die Spaceshuttle-Anlage der NASA sind. Immerhin: Im Lauf der Nacht wurde der Hurrikan von Kategorie 3 zu Kategorie 1 herabgestuft.

Erst vor anderthalb Wochen hat Hurrikan „Helene“ Teile von North Carolina, Georgia und Tennessee verwüstet. In North Carolina starben 230 Menschen, der Schaden wird auf 30 Milliarden Dollar geschätzt. Mit der steigenden Temperatur der Meere steigt die Gefahr von Hurrikans. Dazu kommt, dass gefährdete Gebiete immer dichter besiedelt werden, insbesondere Florida.

Republikanerin beschuldigt Regierung, das Wetter zu kontrollieren

US-Präsident Joe Biden, der wegen des Hurrikans eine Deutschlandreise abgesagt hat, griff Trump und dessen designierten Vize JD Vance scharf an. Die beiden hatten bei einem Wahlkampfevent erklärt, die Katastrophenbehörde FEMA gebe Hilfsgelder für illegale Migranten aus. Besonderen Zorn hat Biden für Marjorie Taylor Greene übrig, die Rechtsaußen-Abgeordnete aus Georgia hatte die Regierung beschuldigt, das Wetter zu kontrollieren. Sogar Ron DeSantis, der republikanische Gouverneur von Florida – der Biden für die schnelle Hilfe dankte –, stellte sich dagegen. Heute könne man jeden Unsinn online verbreiten, um damit Geld zu verdienen, sagte er. Popstar Taylor Swift kündigte an, fünf Millionen Dollar für Hurrikan-Opfer zu spenden.