Seine Erzählungen gleichen dem Inhalt eines Hollywoodfilms, doch für Kriegsreporter Paul Ronzheimer war es eine reale Bedrohung. Der deutsche Journalist reist bereits seit vielen Jahren in Krisengebiete, neben der Ukraine weilte er in den vergangenen Monaten immer wieder in Israel. Seine letzte Reise führte das Reporterteam in den Libanon.
Festnahme des Geheimdienstes
Obwohl der stellvertretende Chefredakteur der „Bild“ sich der Sicherheitsrisiken wohl bewusst ist, erzählt er in einer aktuellen Folge des Podcasts ‚“Ronzheimer“ von einer brenzligen Situation. Unbekannte Männer brachten ihn und seinen Fotografen aus dem Hotelzimmer an einen unbekannten Ort, verhörten die Journalisten. Dabei wurden ihnen Handschellen angelegt und die Augen verbunden, wie in der Beschreibung zu lesen ist.
Der Vorfall soll sich bereits Ende September ereignet haben, mittlerweile sei das Team wieder wohlbehalten in Deutschland angekommen. Aus Sicherheitsgründen spricht Ronzheimer erst jetzt über die Erlebnisse und gibt den Zuhörerinnen und Zuhörern Einblicke in das Aufeinandertreffen mit dem libanesischen Geheimdienst.
Begonnen hätte alles in ihrem Hotelzimmer, dort wurden sie abgeholt und an einen unbekannten Ort gebracht. „Sie sagten uns, wir müssen jetzt mitkommen, zu einer Routinebefragung“. Erst nach einem stundenlangen Verhör seien die Journalisten wieder freigekommen, nicht zuletzt, da sich die deutsche Botschaft eingeschaltet hatte und gegen das Festhalten der Reporter sowie die Befragung intervenierte. In diversen Medienberichten ist die Rede von einer fehlenden Akkreditierung des dortigen Informationsministeriums, doch wie die „Bild“ selbst bestätigt, wurde diese ordnungsgemäß eingereicht und erteilt.
Fehlende Genehmigung und riskante Live-Schaltung
Am Abend vor dem Besuch des Geheimdienstes gab es einen Angriff auf den damaligen Hisbollah-Chef Nasrallah. Ronzheimer agierte daraufhin als Korrespondent und war in mehreren Nachrichtensendungen zu sehen, unter anderem auch im israelischen Fernsehen. Was er zu dem damaligen Zeitpunkt nicht wusste: Im Libanon ist es nicht erlaubt für israelische Medien zu berichten. Die größte Angst des Reporters nach dem ersten Verhör: „Bringen sie uns jetzt zur Hisbollah?“
Ronzheimer spricht offen über die derzeitige Lage und wie schwierig es für Kriegsreporter sei, aus diesem Gebiet zu berichten. Denn die Journalisten könnten derzeit fast ausschließlich aus Beirut selbst berichten, Genehmigungen für die Grenzgebiete gäbe es von der Hisbollah nicht. „Unabhängig von dem Vorfall, dass wir dort verhaftet und verhört wurden und auch in einem Gefängnis saßen, ist es so, dass es für viele Reporter momentan wahnsinnig schwierig ist, von den Orten zu berichten, um die es wirklich geht.“
Nach der Freilassung blieb der Reporter noch für einige Tage in der Stadt, nach einer Woche reisten Ronzheimer und sein Team über Umwege wieder nach Deutschland zurück. Trotz der Erlebnisse und der aktuell schwierigen Lage möchte der Journalist auch weiterhin aus Krisengebieten berichten und auch wieder in den Libanon zurückkehren.