In Sorge vor schwerer Zerstörung wappnet sich Florida für den herannahenden Hurrikan „Milton“. Die Flucht aus der Region gestaltete sich laut CNN zuweilen schwierig - es gebe Staus und Treibstoffengpässe und Hotels seien ausgebucht. Zahlreiche Flughäfen der Region stellten den Betrieb ein. Das Außenministerium in Wien hat alle registrierten Österreicher in den USA kontaktiert. Die US-Katastrophenschutzbehörde Fema sieht sich mit einer Flut an Falschmeldungen konfrontiert.
Höchste Warnstufe
Derzeit in der höchsten Hurrikan-Kategorie 5 eingestuft, soll der Sturm nach Berechnungen des US-Wetterdienstes am späten Mittwochabend (Ortszeit) an Floridas Westküste auf Land treffen. Laut dem Hurrikanzentrum sollen sich die Wetterbedingungen in der Region um die Küstenmetropole Tampa bereits im Laufe des Tages erheblich verschlechtern. Nach Einschätzung von Experten dürfte „Milton“ sich zwar etwas abschwächen, bevor er Land erreicht, doch vor allem seine enorme Ausdehnung birgt erhebliches Zerstörungspotenzial. Lebensgefährliche Sturmfluten an der Küste, Sturmböen und heftige Regenfälle seien zu erwarten. Auch ist die Entstehung mehrerer Tornados im Zentrum und Süden der Halbinsel Floridas demnach wahrscheinlich.
Das macht Hurrikan „Milton“ so gefährlich
Sorge wegen Trümmern von „Helene“
Sorge bereiteten den Behörden bisher nicht geräumte Trümmer, die Sturm „Helene“ bei seinem Durchzug vor nicht einmal zwei Wochen hinterlassen hatte. Befürchtet wird, dass herumliegender Schrott in bereits verwüsteten Gebieten sich mit dem nächsten Sturm in tödliche Geschosse verwandeln könnte.
Meteorologe in Tränen
Ein Video eines mit Tränen kämpfenden Meteorologen im US-Sender NBC6 wird online tausendfach abgerufen. „Es ist einfach ein unglaublicher, unglaublicher, unglaublicher Hurrikan“, sagte der sichtlich erschütterte John Morales in einer Livesendung. Mit zittriger Stimme nannte er meteorologische Daten zum Sturm und sagte dann: „Ich bitte um Entschuldigung. Das ist einfach entsetzlich.“
Neben den etwa 600 registrierten Auslandsösterreicherinnen und -österreichern halten sich derzeit rund 400 registrierte Touristen aus Österreich irgendwo in den USA auf. „Auch sie haben alle eine Nachricht von uns bekommen, die Aufrufe und Empfehlungen der lokalen Behörden zu befolgen“, sagte eine Sprecherin des Außenministeriums. Außerdem wurde ihnen eine Notfallnummer der österreichischen Botschaft in Washington übermittelt. „Bisher hat sich aber niemand gemeldet.“
„Schlimmste Sturm seit mehr als einem Jahrhundert“
Der Bundesstaat Florida und die US-Regierung leiteten umfassende Vorbereitungen auf Hilfsmaßnahmen ein. Floridas Gouverneur Ron DeSantis appellierte mit Nachdruck an die Bevölkerung, die Evakuierungsanweisungen ernst zu nehmen. „Es ist eine Frage von Leben und Tod“, warnte US-Präsident Joe Biden. Biden sagte, es könnte "der schlimmste Sturm seit mehr als einem Jahrhundert sein, der Florida trifft". Er rief die Menschen auf, sich sofort in Sicherheit zu bringen, es gehe "um Leben und Tod". Biden verschob angesichts des Hurrikans einen für diese Woche geplanten Besuch in Deutschland.
So wird die Stärke von Hurrikans gemessen
Während sich die Menschen im Südosten der USA auf den Hurrikan vorbereiten, nimmt die Verbreitung von Falschnachrichten zu. Zwar sei es nicht ungewöhnlich, dass Naturkatastrophen Gerüchte befeuerten, zitierten US-Medien Fema-Chefin Deanne Criswell. Mit dem aktuellen Ausmaß habe sie aber nicht gerechnet: „Es ist das Schlimmste, was ich je erlebt habe.“ Menschen in den betroffenen Gebieten würden durch kursierende Gerüchte davon abgehalten, Hilfe zu suchen. Deshalb hat die Behörde eine Webseite eingerichtet, auf der Falschnachrichten widerlegt werden.
Einwohner der gefährdeten Gebiete versuchten, ihre Häuser sturmsicher zu machen. Tampas General Hospital ließ eine Flutmauer errichten, um als Klinik in Betrieb bleiben zu können. Einrichtungen in Florida wie der Vergnügungspark Disney World, das Kennedy Space Center und mehrere Hochschul-Campus kündigten eine vorübergehende Schließung an.
Nationalgarde mobilisiert
Für die Region um Tampa galt eine Evakuierungsanordnung. Während einige Anrainer es dennoch vorzogen, sich in ihrem Zuhause zu verbarrikadieren, haben viele andere die vorübergehende Flucht angetreten. Die Stadt Treasure Island auf einer Landzunge westlich von Tampa gleiche nach der Abreise der meisten Einwohner einer „Geisterstadt“, sagte deren Bürgermeister, Tyler Payne, dem Sender CNN.
Viele, die das Gebiet verlassen wollten, stießen jedoch auf Schwierigkeiten: Der Sender CNN berichtete von Staus, Treibstoffengpässen und ausgebuchten Hotels. Zahlreiche Flughäfen stellten den Betrieb ein. Die US-Regierung sprach eine Warnung an Fluggesellschaften aus, nachdem Berichte über Wucherpreise auf sozialen Medien die Runde gemacht hatten. Verkehrsminister Pete Buttigieg kündigte an, dies genau zu beobachten.
Das Pentagon teilte mit, dass Tausende Nationalgardisten mobilisiert worden seien. Hubschrauber und hochwasserfähige Fahrzeuge stünden für Rettungseinsätze bereit. Notfallzentren im ganzen Bundesstaat wurden mit Vorräten bestückt, um unmittelbar nach dem Sturm schnelle Hilfe leisten zu können.
Livetracker für Hurrikan „Milton“
Stromausfälle und Überschwemmungen in Yucatán
Nach dem Durchzug von „Milton“ vor der Küste der Halbinsel Yucatán in Mexiko kam es in dem Gebiet zu Stromausfällen in rund 90.000 Haushalten und einigen Überschwemmungen. Bäume stürzten um. Es habe keine Todesopfer gegeben, sagte der Gouverneur des mexikanischen Bundesstaates Yucatán, Joaquín Díaz.