Der Physik-Nobelpreis 2024 geht an den US-Forscher John J. Hopfield von der Princeton University (USA) und den gebürtigen Briten Geoffrey E. Hinton von der University of Toronto (Kanada). Das gab die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Dienstag in Stockholm bekannt. Sie werden „für bahnbrechende Entdeckungen und Erfindungen, die maschinelles Lernen mit künstlichen neuronalen Netzen ermöglichen“ geehrt. Sie gelten als Pioniere der Künstlichen Intelligenz (KI).

Die beiden diesjährigen Preisträger für Physik haben dem Nobelpreis-Komitee zufolge mithilfe physikalischer Methoden die Grundlage für leistungsfähiges maschinelles Lernen entwickelt. Mit ihrer Arbeit ab den 1980er Jahren hätten sie zu der um 2010 beginnenden Revolution des maschinellen Lernens beigetragen.

KI bedeutend wie Industrielle Revolution

Künstliche Intelligenz wird nach Meinung des diesjährigen Physik-Nobelpreisträgers Geoffrey Hinton riesigen Einfluss auf die Menschheit haben. „Sie wird mit der Industriellen Revolution vergleichbar sein“, sagte Hinton, am Telefon bei der Preisbekanntgabe in der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften am Dienstag in Stockholm. „Aber anstatt die Menschen an körperlicher Stärke zu übertreffen, wird es die Menschen an intellektuellen Fähigkeiten übertreffen.“

Dabei sind Hinton auch die Gefahren bewusst, wenn Maschinen lernen. „Wir haben keine Erfahrung damit, wie es ist, wenn Dinge intelligenter sind als wir“, sagte er. In vielerlei Hinsicht werde das wundervoll sein, etwa im Fall eines besseren und effizienteren Gesundheitswesens und großen Verbesserungen der Produktivität. „Wir müssen uns aber auch über eine Reihe möglicher negativer Folgen Sorgen machen, besonders über die Gefahr, dass diese Dinge außer Kontrolle geraten.“

Führender Entwickler bei Google

Hinton, der von 2013 bis 2023 bei Google ein führender Entwickler von KI war, ehe er kündigte und vor der Gefahr einer unkontrollierbaren Entwicklung besonders fortgeschrittener KI warnte, sagte auch, dass er einige seiner Forschungen bedauere, aber auf der Grundlage jener Informationen gehandelt zu habe, die er damals hatte. „Unter den gleichen Umständen würde ich das Gleiche wieder tun“, betonte er bei der Preis-Bekanntgabe. „Aber ich bin besorgt, dass die allgemeine Folge davon sein könnte, dass Systeme, die intelligenter sind als wir, schließlich die Kontrolle übernehmen.“

Angesprochen auf die Bedenken bezüglich des maschinellen Lernens und Künstlicher Intelligenz erklärte die Vorsitzende des Nobelkomitees für Physik, Ellen Moons: „Das maschinelle Lernen hat zwar enorme Vorteile, aber seine rasante Entwicklung hat auch Sorgen über unsere Zukunft aufgeworfen. Die Menschen tragen gemeinsam die Verantwortung dafür, diese neue Technologie auf sichere und ethische Weise zum größtmöglichen Nutzen der Menschheit einzusetzen.“