Der palästinensische Menschenrechtsaktivist Issa Amro und seine Organisation Youth Against Settlements erhalten einen der Right Livelihood Awards, auch bekannt als Alternative Nobelpreise. Die Stockholmer Right Livelihood Stiftung begründete ihre Entscheidung am Freitag mit deren „standhaftem, gewaltfreien Widerstand gegen die illegale Okkupation durch Israel“.

Weitere Preisträger

Die weiteren Preise gehen an die philippinische Indigenen-Aktivistin Joan Carling, die mosambikanische Menschenrechts- und Umweltorganisation „Justiça Ambiental!“ und ihre Direktorin Anabela Lemos sowie an die britische Forschungsagentur Forensic Architecture, die sich mit der Rekonstruktion von Menschenrechtsverbrechen beschäftigt.

„Amro und YAS haben örtliche Gemeinschaften und internationale Verbündete erfolgreich mobilisiert, um gegen die anhaltende israelische Besetzung mit friedlichen Mitteln Widerstand zu leisten“, heißt es in der Begründung der Entscheidung. YAS spiele „eine essenzielle Rolle bei der Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen, Organisieren von Protesten und bei der Unterstützung lokaler Gemeinschaften in Hebron, die ständiger Bedrohung und Angriffen durch israelische Siedler und Streitkräfte ausgesetzt sind“.

Laut Right Livelihood Stiftung arbeiten Issa Amro und seine Organisation unter ständigem Druck sowohl der Besatzer als auch der Palästinenserbehörde. Amro sei unter anderem festgenommen und gefoltert sowie auf der Straße attackiert worden. Der Erhalt des alternativen Nobelpreises stimme ihn „glücklich, stolz und motiviert“ seine Arbeit fortzusetzen, schrieb Amro in einem vorbereiteten Statement.

Die philippinische Aktivistin Joan Carling kümmert sich seit 30 Jahren um die Rechte der auf den Philippinen besonders starker Unterdrückung ausgesetzten indigenen Bevölkerung. Carling unterstützt die Einheimischen vor allem im Widerstand gegen umweltzerstörerische Ausbeutung von Bodenschätzen und Industrieprojekte. Außerdem setzt sie sich bei der UNO für die Rechte indigener Frauen ein. Carling ist Repressionen durch die philippinischen Behörden ausgesetzt.

Widerstand gegen Umweltzerstörung und Zwangsumsiedlungen

Anabela Lemos ist Direktorin der Umweltechte-Organisation Justiça Ambiental! (JA!) Auch sie beschäftigt sich mit dem Widerstand gegen Umweltzerstörung und Zwangsumsiedlungen durch verschiedene Industrieprojekte, darunter solche zur Ergdas-Gewinnung. Damit geht erstmals ein Right Livelihood Award auch nach Mosambik.

Die interdisziplinäre, am Goldsmiths College der Universität London angesiedelte Agentur Forensic Architecture entwickelt und verbreitet neue Methoden zur Untersuchung und zum Nachweis von Menschenrechtsverbrechen durch korporative Gewalt. Sie leistet damit einen Beitrag zur Verantwortlichkeit der Täter.

Die diesjährigen Preisträger wurden aus 176 Kandidatinnen und Kandidaten aus 72 Ländern ausgewählt. Die Preise sind heuer alle dotiert. Die Geehrten teilen sich somit eine Preisgeldsumme von drei Mio. Schwedischen Kronen (265.486,73 Euro).

Lindgren, Snowden und Thunberg wurden schon geehrt

Die Right Livelihood Stiftung in Stockholm ehrt seit über 40 Jahren Menschen und Organisationen, die sich für Frieden, Nachhaltigkeit und eine gerechte Welt einsetzen. Seit 1980 haben den Preis unter anderem die schwedische Kinderbuchautorin Astrid Lindgren, US-Whistleblower Edward Snowden und die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg erhalten.

Mehrere Alternative Nobelpreisträger, darunter der weißrussische Dissident Ales Bjaljazki, die kenianische Umweltschützerin Wangari Maathai oder der kongolesische Arzt Denis Mukwege erhielten später den Friedensnobelpreis. Vergangenes Jahr ging einer der Preise an die Seenotrettungsorganisation SOS Mediterranee. In der Liste der Alternativer Nobelpreisträgern finden sich auch drei Österreicher: Leopold Kohr (1983), Robert Jungk (1986) und Erwin Kräutler (2010).