"Super Mario", "Donkey Kong", "The Legend of Zelda" - schon beim Klang dieser Namen laufen Millionen von Videospiel-Fans in aller Welt die Herzen über. Ganze Generationen sind mit den Helden aus dem Hause des japanischen Videospieleentwicklers Nintendo aufgewachsen. Wie alles anfing und Nintendo der Aufstieg zum globalen Videospiel-Giganten gelang, das können Fans ab dem 2. Oktober im weltweit einzigen Nintendo-Museum nahe Japans alter Kaiserstadt Kyoto bewundern.
Von den Anfängen bis heute
Die Nostalgie-Reise durch die 135-jährige Firmengeschichte ist eine Mischung aus Produkt-Ausstellung und interaktivem Spielparadies - von den Anfängen im 19. Jahrhundert bis heute - und beginnt per Rolltreppe im 1. Stock. Ins Auge fallen sogleich überdimensionierte Konsolen der verschiedenen Nintendo-Epochen, die von der Decke hängen. Vom Family Computer oder Famicom von 1983 (in Übersee in anderem Gehäuse als Nintendo Entertainment System vermarktet) über den Game Boy bis zur aktuellen Nintendo Switch.
Beim Besucher werden sogleich Erinnerungen an die eigene Vergangenheit wach. Man habe einen Platz schaffen wollen, wo drei Generationen einer Familie mit Freude an ihre eigenen Videospiel-Erlebnisse zurückdenken und sich die Besucher austauschen können, erzählt Nintendos legendärer Videospiele-Entwickler Shigeru Miyamoto. Der Japaner, der ursprünglich Manga-Zeichner werden wollte, wurde mit Reihen wie "Super Mario", "Donkey Kong", "The Legend of Zelda" oder "Pikmin" zu einem der erfolgreichsten Videospiel-Designer aller Zeiten.
Blick hinter die Kulissen
"Jede Person kann hier ihren eigenen Ort haben, an dem sie in schönen Erinnerungen schwelgen kann", beschreibt Miyamoto im Gespräch mit ausgewählten ausländischen Journalisten das Konzept. Präsentiert werden die einzelnen Konsolen samt Zubehör und der dazugehörigen Spiele in Originalverpackungen. Auf Monitoren darüber sind die jeweiligen Spiele in Aktion zu sehen und über Lautsprecher zu hören. "Es ist auch sehr überraschend für mich zu wissen, dass alle diese Figuren mehr als 20 Jahre alt sind", erzählt Miyamoto. Zudem erfahren die Fans, wie sich dabei auch die Grafik der Nintendo-Konsolen entwickelte.
Die kreisförmig angelegte Ausstellung reicht von Hanafuda-Spielkarten, mit denen Nintendos Firmengeschichte 1889 begann, über Brettspiele und andere Spielzeuge aus den 1950er- bis 1970er-Jahren bis zu den Videospiele-Konsolen. Anfangs habe das Konzept darin bestanden, Nintendos Produkte zu zeigen. "Aber wenn ich mich in die Perspektive der Besucherinnen und Besucher versetze, möchte ich zumindest ein wenig hinter die Kulissen schauen, etwas, das wir bisher nicht ermöglicht haben", erzählt Miyamoto. Deshalb gebe es auch einen Bereich mit Prototypen, in dem zum Beispiel verschiedene Konzepte des Wii Balance Boards gezeigt werden.
Interaktive Elemente
Doch was wäre ein Nintendo-Museum, wenn man dort nicht auch spielen dürfte. Im Anschluss an den Rundgang durch die vielen Exponate warten im Erdgeschoss acht Spiele auf die Besucher, die die Vielfalt der Nintendo-Welt abbilden und zugleich neue Erlebnisse schaffen. Bei einer modernen Abwandlung des Game & Watch, der ersten tragbaren Konsole im Taschenformat, die Nintendo in den 1980er-Jahren herausbrachte, interagiert der Besucher mit einem an die Wand projizierten Spiel mittels der Schatten seiner Arme. Zwei Spiele gibt es hierfür: "Ball", das damals erste Game & Watch-Spiel, sowie "Manhole".
Bei einer Art digitaler Version des traditionellen Kartenspiels Hanafuda können die Besucher zudem mit Smartgeräten nach Motiven suchen, die auf den Boden projiziert sind. Ein Knaller ist Zapper & Scope, ein lichtbasiertes Schießspiel, das an die in den 70er-Jahren von Nintendo zu Schießständen umgebauten Bowlinghallen erinnern soll. Auf einer riesigen, kinoartigen Leinwand kann man mit Zapper und Super Scope auf Marios Widersacher ballern und sich dabei auch mit anderen Besuchern messen. So richtig nostalgisch geht es im Bereich Nintendo Classics zu, wo die Besucherinnen und Besucher - zeitlich beschränkt - fast wie in alten Tagen auf Konsolen mehr als 80 NES-, Super NES oder Nintendo 64-Spiele ausprobieren können, darunter "Mario Kart", "Donkey Kong" und "The Legend of Zelda".
Begrenzte Besucherzahl
Aber aufgepasst: Jede Eintrittskarte ist mit nur zehn digitalen Münzen aufgeladen. Die sind schnell verspielt. Eine Möglichkeit, im Museum Münzen nachzukaufen, gibt es nicht. Wer mehr spielen möchte, muss sich also für eine neue Eintrittskarte an einem anderen Tag anmelden. Die gibt es zudem nur im Losverfahren über die offizielle Webseite des Museums. Pro Tag sollen nicht mehr als 1.500 bis 2.000 Besucher hineingelassen werden, heißt es.
Schon das wenige Gehminuten von der Bahnstation Ogura in der Stadt Uji entfernt gelegene Museumsgebäude ist Teil der Geschichte von Nintendo. Das 1889 als Hersteller von Spielkarten gegründete Traditionsunternehmen nutzte das 1969 errichtete Uji Ogura-Werk zunächst zur Produktion von Spielkarten und ab 2016 dann auch als Warenlager, bevor man sich entschied, dort ein Museum einzurichten. Das Gelände vor dem Museumsgebäude ist heute amüsant gepflastert mit 8-Bit-Motiven aus "Super Mario"-Spielen.
Museum wird wachsen
Mit dem Museum wolle man zum Ausdruck bringen, "dass wir in erster Linie ein Unterhaltungsunternehmen sind", erzählt Miyamoto. Und eben nicht nur ein Videospiele-Hersteller. Jedes Jahr kämen neue Mitarbeiter zu Nintendo, zwischen 100 und 200. "Und jedes Jahr halte ich diesen Vortrag darüber, was Nintendo ist", so Miyamoto. Zwei Stunden oder noch länger rede er da. "Und nachdem ich das 20 Jahre lang gemacht habe, will ich das irgendwie nicht mehr machen", erklärt er lachend eine weitere Motivation für das Museum.
Der Museumsinhalt soll sich zugleich immer weiter entwickeln. Das Überarbeiten, Verändern und Korrigieren sei "genau dasselbe wie bei Videospielen", erzählt der berühmte Entwickler über die Vorbereitungen. Selbst wenige Tage vor der Eröffnung habe man noch Änderungen vorgenommen. "Und wenn Nintendo neue Spiele und Hardware entwickelt, wird dieses Museum mit dieser Entwicklung wachsen", verrät Miyamoto. Die jetzigen Exponate in der Ausstellung würden entsprechend ergänzt. Aber nur dort. Mehr Museen seien nicht geplant.