Was ist mit Madeleine McCann passiert? Diese Frage konnte auch nach mehr als 17 Jahren noch nicht geklärt werden. Die damals dreijährige Maddie wurde im Portugal-Urlaub mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem Apartment ihrer Familie entführt, als ihre Eltern beim Abendessen waren. Weder groß angelegte Suchaktionen, noch intensive Ermittlungen oder die enorme Medienpräsenz brachten die entscheidenden Hinweise. Jetzt könnte ein ehemaliger Insasse der JVA Braunschweig genau diesen geliefert haben.
Christian B. soll im Gefängnis geprahlt haben
Laurentiu C. wurde am Mittwoch als Zeuge am Landgericht Braunschweig verhört. Er saß zusammen mit Christian B. (47) in der Justizvollzugsanstalt Braunschweig. B. muss sich wegen fünf mutmaßlicher Sexualstraftaten - drei Vergewaltigungen und zweimal sexueller Missbrauch von Kindern in Portugal - vor dem Gericht verantworten. Maddie McCanns Fall ist nicht dabei, aber dennoch Thema.
Ab sofort noch viel intensiver, nach den belastenden Aussagen von Laurentiu C.: „Er hat mir erzählt, dass er in Portugal geklaut hat. Da war ein offenes Fenster, dort ist er eingestiegen. Geld hat er keins gefunden. Aber ein Kind. Das hat er dann mitgenommen“, erzählte C. Weil er sich von anderen Gefangenen ferngehalten habe, soll ihn Christian B. für pädophil gehalten haben. Das wäre der Grund, warum der vorbestrafte Sexualstraftäter sich gegenüber C. geöffnet hatte.
„Er erzählte, er habe einen Bus besessen, Kinder mitgenommen und sie missbraucht. Er sagte: ,Du kannst sie auch zwei, drei Tage behalten und dann wieder freilassen‘“, führte Laurentiu C. aus. „Ich gehe davon aus, dass er mich provozieren wollte. Um festzustellen, ob ich auch was mit Kindern zu tun habe.“ Gegenüber der Polizei hatte C. bereits im Jahr 2020 berichtet, dass Christian B. mit mehreren Vergewaltigungen im Gefängnis angegeben haben soll. Weil B. 2005 eine Amerikanerin vergewaltigt hatte, wurde er zu sieben Jahren Haft verurteilt, für eine weitere Vergewaltigung im Jahr 2004 ist er im Moment angeklagt.
Kindesentführung: Angeklagter soll Mitinsassen um Rat gebeten haben
Laut der deutschen „Bild“-Zeitung gab der Zeuge im Prozess erst an, dass er sich an kaum etwas erinnere. Nach der Mittagspause begann er dann allerdings, von entführten und missbrauchten Kindern zu erzählen. In Bezug auf Maddie soll Christian B. den Ex-Häftling um Rat gefragt haben: „Er erzählte, dass er sich abgestützt habe, als er aus dem Fenster rausgesprungen sei. Er fragte mich dann, ob er dabei Spuren hinterlassen haben könnte.“
Die Oberstaatsanwältin merkte an, dass Laurentiu C. bei der Polizei etwas anderes gesagt hatte. Und zwar, dass B. ihn gefragt haben soll, ob man auf vergrabenen Knochen seine DNA finden könne. Das bestätigte der Zeuge und fügte hinzu: „Ob es das Kind betrifft, weiß ich nicht. Aber er hat mich das gefragt.“ Der Angeklagte soll seinen Mitinsassen außerdem mehrmals gebeten haben, sein Haus anzuzünden. Warum das sein Wunsch war, wisse C. nicht.