Seit Montagabend wird nach einem fünf Monate alten Buben und seiner Großmutter gesucht, die nach Überschwemmungen in Montecatini Val di Cecina bei Pisa in der italienischen Region Toskana vermisst werden. Der Vater, die Mutter und der Großvater des Kindes konnten sich auf ein Dach retten, nachdem ein Fluss über die Ufer getreten war, berichteten Medien. Bei der Familie handelt es sich um Touristen aus Deutschland.
Flucht auf Dach des Hauses
Die Urlauber waren wegen des steigenden Wasserspiegels auf das Dach ihres Hauses geflüchtet. Die Feuerwehr ist mit Tauchern, Spürhunden und Drohnen bei der Suchaktion im Einsatz. Der Bürgermeister der Ortschaft, Francesco Auriemma, berichtete, dass die Suche nach den Vermissten schwierig sei, weil sich die Touristen in einem schwer zugänglichen Gebiet befanden. Die deutsche Familie hielt sich in einem Ferienhaus auf, als der Wildbach Sterza, der durch den Starkregen angeschwollen war, über die Ufer trat.
So viel Regen in so kurzer Zeit habe es in der Urlaubsregion seit Jahrzehnten nicht gegeben, beklagte der Präsident der Region Toskana, Eugenio Giani, in sozialen Netzwerken. „In Montecatini Val di Cecina sind 226 Millimeter Regen in sechs Stunden gefallen, das ist mehr als das, was normalerweise in einem regnerischen Monat fällt. Seitdem es Wetterstatistiken gibt, hat es noch nie so intensive Niederschläge in dieser Region gegeben“, so Giani.
Neben Pisa auch Livorno und San Vincenzo stark betroffen
Das Unwetter verwandelte die Straßen mehrerer Dörfer der Toskana in reißende Ströme aus Wasser und Schlamm. Bewohner flüchteten in die oberen Etagen ihrer Häuser. Ganze Straßenzüge und Felder in dem Gebiet unweit von Pisa und Livorno sind überschwemmt. Häuser, Wohnungen und Autos stehen unter Wasser. Seit 1928 hatte die toskanische Ortschaft Castagneto Carducci keine so intensiven Niederschläge verzeichnet.
„Wir haben noch nie etwas Ähnliches in unserem Gebiet erlebt. Ein großer Dank an alle, die bei der Rettungsaktion mitgeholfen haben“, schrieb die Bürgermeisterin von Castagneto Carducci bei Livorno, Sandra Scarpellini, in den sozialen Medien. Sie beklagte eine „Furie aus Wasser und Schlamm“, die auf ihre Gemeinde niedergegangen sei. Scarpellini richtete einen Appell an die Bevölkerung, ihre Häuser nicht zu verlassen.
Von den Unwettern betroffen ist auch der beliebte Badeort San Vincenzo, wo mehrere Straßen gesperrt wurden und am Dienstag alle Schulen geschlossen blieben. Die Rettungsdienste in der Gemeinde Lamentano mussten eingreifen, um einen Autofahrer zu befreien, der von den Wassermassen in einem Abflussgraben eingeklemmt worden war.
Ganze Weinberge wurden mitgerissen
Die Unwetter richteten sorgten auch bei der berühmten toskanischen Weinproduktion für schwere Schäden. Ganze Weinberge wurden von den Wassermassen mitgerissen und überflutet.
Die Schlechtwetterfront zog am Dienstag in Richtung Süden. Betroffen war unter anderem die Stadt Salerno. Bereits vergangene Woche waren schwere Unwetter auch über Italien niedergegangen, die vor allem in der Region Emilia Romagna schwere Schäden verursachten. Die Regierung hatte am Samstag 24 Millionen Euro als erste Hilfe angekündigt.