„Let‘s go for a pint“, gehen wir ins Pub auf ein Bier, ist eine Redewendung, die auch Besucher der Britischen Inseln schnell lernen. Das imperiale Pint ist, wie jeder weiß, das traditionelle Maß beim Bierausschank in den Kneipen des Vereinigten Königreichs.
1698 als Maßeinheit eingeführt, gehört es zu den wahrhaft elementaren Dingen des britischen Lebens. Nicht einmal die vormalige Mitgliedschaft Großbritanniens in der EU konnte ihm etwas anhaben. Metrische Maße ignorierte man schlicht im Pub.
Es schmeckt den Briten
Und imposanter als Halbliter-Gläser waren Pint-Gläser allemal. Ein Pint entspricht immerhin einer Achtel-Gallone (568,26125 Milliliter sind es ganz genau). Mit ihrer charakteristischen Form und den eingestanzten Krönchen sind Pint-Gläser in aller Welt bekannt und auch als Souvenirs populär.
Und „Let‘s go for a pint“ bedeutet natürlich nicht, dass sich, wer durstig ist, auf ein einziges Pint beschränken müsste. Manche Pub-Gänger sind geradezu stolz darauf, zum Ende eines Abends eine ganze Batterie leerer Pint-Gläser vor sich auf dem Tischchen zu sehen.
Was wiederum die Gesundheitsexperten im Königreich heute mehr denn je beunruhigt. Sie sind der Überzeugung, dass der Alkoholkonsum im Lande wegen seiner vielen ernsten Folgen endlich eingeschränkt werden muss – zumal das britische Gesundheitswesen völlig überfordert ist.
13 Pubs schrumpften ihre Pints
Das hat Forscher der Universität Cambridge auf die Idee gebracht, mal etwas Neues zu versuchen. Ein Team unter Leitung der Professorin Theresa Marteau gewann 13 Pubs und Bars jüngst für einen vierwöchigen Test.
Dort wurde Bier in diesem Zeitraum in Gläsern ausgeschenkt, die um ein Drittel kleiner waren als normale Pint-Gläser. Der Preis wurde ebenfalls um ein Drittel reduziert. Danach verglichen die Forscher den Konsum mit dem der vier Wochen vorher.
Und wie sich zeigte, sank der Bierkonsum um rund zehn Prozent, dank der Zweidrittel-Pint-Gläser. Schon das sei beachtlich und erfreulich, fand das Cambridge-Team.
Wirte sind not amused
Unglücklich waren eher die Pub-Wirte. Es sei ja kein Wunder, meinten sie, dass sich von 1700 angefragten Kneipen am Ende nur 13 bereit gefunden hatten, an dem Test überhaupt teilzunehmen. Und die daran teilnahmen, fürchteten im Nachhinein, dass die geschrumpften Gläser nun allen Pubs vom Staat aufgezwungen werden könnten – was womöglich die heimliche Absicht des Experiments gewesen sei.
Denn bekannt ist, dass die neue Labour-Regierung unbedingt die öffentliche Gesundheit stärken (und Behandlungskosten senken) möchte. Unter anderem will sie durch neue Maßnahmen Fettsucht im Lande verringern. Geplant ist etwa ein teilweises Werbeverbot für Junk-Food oder eine Altersbegrenzung für die bei Kindern und Jugendlichen so begehrten Energy-Drinks. Auch dem Rauchen wird der Kampf angesagt, zum Beispiel soll künftig auch in Pub-Gärten nicht mehr gequalmt werden.
Gesundheitsminister will keine „fun police“ sein
Sich am Pint zu vergreifen, hat freilich auch Gesundheitsminister Wes Streeting offenbar nicht im Sinn. Als „fun police“ sieht Streeting die Regierung nicht, wie er jetzt sagte. Man wolle niemandem den Spaß am Pub-Besuch verderben. Pint bleibt also erstmal Pint. Auch nach 326 Jahren noch.