Im Juni 2023 ereignete sich im Nordatlantik eine Tragödie: Das Tauchboot Titan, betrieben vom Unternehmen OceanGate, implodierte auf dem Weg zum Wrack der Titanic in mehr als 3000 Metern Tiefe. Alle fünf Insassen kamen ums Leben, darunter der französische Tiefseeforscher Paul-Henri Nargeolet und der CEO von OceanGate, Stockton Rush. Erst vier Tage nach dem Verlust des Kontakts entdeckte man Trümmer des Tauchboots in unmittelbarer Nähe des Titanic-Wracks, was die Such- und Rettungsbemühungen tragisch beendete.
Wrackteile der Titan:
Nun bringt eine Gerichtsanhörung in den USA neue Erkenntnisse ans Licht. Im Mittelpunkt stehen die letzten Funksprüche zwischen der Titan und ihrem Begleitschiff, der Polar Prince, die kurz vor dem Unglück ausgetauscht wurden. Die Kommunikation brach gegen 10:00 Uhr am 18. Juni 2023 für einige Minuten ab. Nach weiteren Anfragen bestätigte die Besatzung schließlich um 10:15 Uhr, dass alles „gut“ sei. Nur kurze Zeit später meldete die Titan, sie befinde sich „südöstlich des Bugs“ des Titanic-Wracks, während ihre Position laut dem Begleitschiff stark schwankte.
Chefingenieur der Titan verweigerte Testfahrt
Die letzte Nachricht, die um 10:47 Uhr empfangen wurde, lautete: „Zwei Gewichte abgeworfen. Alles bestens hier.“ Experten vermuten, dass die Besatzung versuchte, das Tauchboot zu entlasten, um aufzusteigen. Doch kurz nach dieser Nachricht brach der Kontakt endgültig ab. Bei einer Tiefe von 3350 Metern und extremem Wasserdruck implodierte die Titan innerhalb eines Sekundenbruchteils.
Ein weiteres Thema der Anhörung war die Frage nach der Sicherheit des Tauchboots. Tony Nissen, der Chefingenieur der Titan, erhob schwere Vorwürfe gegen OceanGate. Jahre vor dem Unglück habe er auf Sicherheitsmängel hingewiesen und sich geweigert, eine Testfahrt zu unternehmen. Laut Nissen wurde er jedoch unter Druck gesetzt, das experimentelle Fahrzeug für den Einsatz freizugeben, obwohl er befürchtete, dass es zu einer Todesfalle werden könnte.
Klage in Millionenhöhe
Der Vorsitzende der Anhörung, Jason Neubauer, betonte, dass das Ziel sei, „die Fakten rund um den Vorfall aufzudecken“ und „eventuelles Fehlverhalten oder Fahrlässigkeit von Seeleuten zu identifizieren“. Sollte sich dies bestätigen, könnten Empfehlungen an das US-Justizministerium ausgesprochen werden.
Die Hinterbliebenen der Opfer, darunter die Familie von Paul-Henri Nargeolet, haben bereits Klage gegen OceanGate eingereicht und fordern eine Entschädigung in Höhe von 50 Millionen Dollar.