Vier Astronauten sind endlich zu einer riskanten Mission gestartet. Die Falcon-9-Rakete von Elon Musk hob am Dienstag um 11.23 Uhr MESZ (5.23 Uhr ET Lokalzeit) vom Kennedy Space Center der Nasa in Florida ab. Beim privat finanzierten Projekt „Polaris Dawn„ sollen sie sich bis zu 1.400 Kilometer weit von der Erde entfernen. Damit handelt es sich dem Raumfahrtunternehmen SpaceX zufolge um die größte Entfernung von Menschen zur Erde seit den letzten Apollo-Missionen zum Mond in den frühen 1970er-Jahren. Zum Vergleich: Die Raumstation ISS befindet sich in etwa 400 Kilometern Höhe.

Der milliardenschwere Unternehmer Jared Isaacman führt die bis zu fünf Tage dauernde Mission in Abstimmung mit SpaceX-Gründer Elon Musk, der am Boden bleibt. Mit Isaacman hoben als Privat-Astronauten Kidd Poteet, Sarah Gillis und Anna Menon an Bord eines Crew-Dragon-Raumfahrzeugs mit einer Falcon-9-Rakete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral an der Westküste Floridas ab.

Die etwa acht mal vier Meter große Kapsel eines Crew Dragon kann bis zu sieben Menschen bis zu zehn Tage lang versorgen. Geschlafen wird in den Sitzen, die Toilette befindet sich hinter einem Vorhang.

Bereits im August sollte die Falcon 9 starten, der Start musste aber wenige Stunden vor dem Abheben wegen eines Heliumlecks abgebrochen werden. Dieses wurde zwar gestopft, aber die Rakete erhielt zunächst von den US-Aufsichtsbehörden wegen eines Fehlers bei der Bergung des Boosters bei einer anderen Mission ein Startverbot. Deswegen verzögerte sich der Start von Polaris Dawn erneut um einige Tage.

Außeneinsatz ist geplant

Während der Mission soll es in etwa 700 Kilometern Höhe einen Außeneinsatz der Astronauten geben, bei dem das private Raumfahrtunternehmen einen neuen Weltraumanzug für Außeneinsätze testen will. Beim „ersten kommerziellen Weltraumspaziergang“ - wie es auf der Website des Projekts heißt - soll der Anzug größere Mobilität als bisherige Anzüge gewährleisten. Zudem bietet er ein im Helm eingebautes Display, eine Kamera sowie neue Materialien zur besseren Wärmeregulierung im eiskalten All.

Bei Außeneinsätzen sind Astronauten einer höheren Gefahr als in Raumschiffen ausgesetzt. Die Orientierung in der Schwerelosigkeit ist anspruchsvoll, zudem muss die Ausrüstung extreme Temperaturschwankungen ausgleichen, Sauerstoff bereitstellen und vor Strahlung im All schützen. Lebensbedrohlich kann es werden, wenn die Sauerstoffversorgung gestört ist oder ein Astronaut vom Raumschiff getrennt wird. Normalerweise werden bei Außeneinsätzen zum Beispiel an der ISS Wartungsarbeiten oder Experimente durchgeführt. Für den Erfolg von Missionen zum Mond und Mars gelten sie als entscheidend.

Anzüge für spätere Missionen

SpaceX will die Anzüge für spätere Missionen zum Mond und zum Mars testen. Von den Privat-Astronauten sollen zudem Experimente etwa zu den Auswirkungen von Raumflug und Weltraumstrahlung auf die menschliche Gesundheit durchgeführt werden. Auch eine laserbasierte Kommunikationstechnik des satellitengestützten Internetprogramms Starlink soll getestet werden.

Der Start von „Polaris Dawn„ war wegen ungünstigen Wetters mehrmals verschoben worden. Zuletzt hatte die US-Luftfahrtbehörde FAA der Falcon 9 zudem wegen eines Vorfalls bei einem früheren Start zeitweise die Starterlaubnis entzogen.

„Für den Bau einer Basis auf dem Mond und einer Stadt auf dem Mars werden Millionen Raumanzüge benötigt“, hieß es von den Projektplanern. „Die Entwicklung dieses Anzugs und die Durchführung des Weltraumspaziergangs werden wichtige Schritte hin zu einem skalierbaren Design für Raumanzüge für zukünftige Langzeitmissionen sein, da das Leben multiplanetarisch wird.“