Nach seiner Demission infolge einer Affäre mit einer Influencerin droht der italienische Kulturminister Gennaro Sangiuliano mit Klagen. Er erhoffe sich damit „Millionen an Entschädigungsgeldern“, sagte der Ex-Minister im Interview mit der römischen Tageszeitung „Il Messaggero“ am Samstag. Er beklagte eine Kampagne aus „Fake News“, die ihm zum Verhängnis geworden sei.
„Ich habe keinen einzigen Euro an öffentlichen Geldern eingesteckt“, versicherte der Ex-Minister. Er werde jetzt zu seinem Beruf als Journalist der öffentlich-rechtlichen TV-Anstalt RAI zurückkehren, den er aufgegeben hatte, als er vor fast zwei Jahren zum Kulturminister ernannt worden war.
Minister entschuldigte sich unter Tränen bei Ehefrau
Hintergrund des Rücktritts ist eine Affäre des 62-jährigen Neapolitaners zu einer gut 20 Jahre jüngeren Influencerin. Die 42 Jahre alte Maria Rosaria Boccia hatte am 26. August dem Minister öffentlich auf Instagram dafür gedankt, dass er sie zur Beraterin für große Events ernannt habe. In dieser Rolle habe sie Zugang zu vertraulichen Dokumenten erhalten, behauptete sie. Unter anderem geht es um ein G7-Kulturministertreffen, das in der zweiten Septemberhälfte in Pompeji geplant ist. Italien hat dieses Jahr den G7-Vorsitz.
Der Skandal brach aus, als das Kulturministerium in Rom Boccias Nominierung dementierte. Die kaltgestellte Influencerin begann daraufhin umgehend ihren Rachefeldzug: So behauptete sie, den Minister bei mehreren Reisen begleitet zu haben, die vom Kulturministerium bezahlt wurden. Dies wurde von Sangiuliano bestritten. Im Fernsehen gab er am Mittwoch jedoch eine Beziehung zu Boccia zu, die inzwischen zu Ende gegangen sei. Unter Tränen entschuldigte sich der Minister bei seiner Ehefrau.
Imageschlag für Meloni
Premierministerin Giorgia Meloni hat inzwischen bereits einen Nachfolger für Sangiuliano ernannt. Dabei handelt es sich um den Journalisten und Präsidenten des Museums für zeitgenössische Kunst MAXXI in Rom, Alessandro Giuli. Der 48-Jährige wurde am Freitagabend von Staatspräsident Sergio Mattarella als neuer Minister vereidigt.
Meloni beklagte am Samstag eine massive Medienkampagne über das Privatleben des zurückgetretenen Ministers, dem man ihrer Ansicht nach nichts vorwerfen könne. „Wenn jemand denkt, dass mit diesem Mediendruck meine Regierung geschwächt werden kann, wird er enttäuscht werden. Ein Minister ist zurückgetreten, diese Regierung arbeitet aber weiter und wird bis Ende der Legislaturperiode 2027 im Amt bleiben“, erklärte Meloni beim Wirtschaftsforum „Ambrosetti“ in Cernobbio am Comer See.
Der Rücktritt des Kulturministers ist ein Imageschlag für Premierministerin Meloni. Sangiuliano ist der erste Minister, den die Regierungschefin im Zuge eines Skandals nach fast zwei Jahren Amtszeit verliert. Die Regierungschefin hatte vor zwei Jahren die italienischen Parlamentswahlen gewonnen.