Fressen und gefressen werden ist in der Tierwelt gang und gäbe. Allerdings sind Haie - einzelne Exemplare des Weißen Hais können über sechs Meter lang werden - normalerweise die Jäger und nicht die Gejagten. Wenn es schlecht läuft, dann werden die großen Tiere auch zur Beute der eigenen Artgenossen, wie Forscher nun herausfanden. Wissenschaftler der Arizona State University staunten nicht schlecht, als die Daten eines mit einem Sender versehenen Heringshais ungewöhnliche Daten lieferten, die nur einen Schluss zuließen.
Das trächtige Heringshai-Weibchen musste von einem Artgenossen gefressen worden sein. Bislang waren die bis zu drei Meter langen Tiere nur als Räuber, nicht aber als Gejagte bekannt. Das besagte Tier war von Forschern der Arizona State University zu Forschungszwecken mit einem Sender ausgestattet worden, denn Heringshaie sind eine bedrohte Art. Die Forscher wollten damit die Heringshai-Population vor der Atlantikküste Amerikas beobachten. Die an der Rückenflosse angebrachten Sensoren messen Temperatur und Druck. Zunächst waren die Daten auch im Normbereich. Doch dies änderte sich plötzlich: Die Temperatur war merklich erhöht und auch die Druckwerte deuteten an, dass der Sender in weit tieferen Gefilden unterwegs ist, als das Tauchverhalten von Heringshaien erwarten lässt. Dafür hatten die Forscher nur eine Erklärung.
Sogar der „Täter“ ist bekannt
Das trächtige Heringshai-Weibchen musste wohl von einem anderen, größeren Raubtier gefressen worden sein. Die angestiegenen Temperaturen wurden im Inneren des Jägers gemessen, bevor der Sender wieder ausgeschieden wurde. Da die Temperatur aber nur leicht erhöht war, konnten die Forscher sogar daraus schließen, welchem anderen Raubtier das Weibchen wohl zum Opfer fiel: einem Weißen Hai oder einem Makohai.
Für die Forschung ist diese bislang unbekannte Interaktion zwischen Raubtieren vor allem deswegen eine wichtige Erkenntnis, weil viele Haiarten durch Überfischung bereits bedroht sind. Zudem vermehren sich etwa Heringshaie sehr langsam und werden erst mit 13 Jahren geschlechtsreif. Werden die bedrohten Tiere nun auch noch Opfer ihrer eigenen Artgenossen, stellt dies eine zusätzliche Bedrohung für die Populationen dar.