Sie wirkte gerührt und doch auch stoisch: Nga Wai hono i te po Paki ist die neue Königin der Maori, der rund eine Million zählenden Ureinwohnerinnen und Ureinwohner Neuseelands. In einen Umhang gehüllt und mit einem Blätterkranz auf dem Kopf wurde sie nun auf den Thron gehoben, nachdem ihr Vater, König Tuheitia, vergangene Woche nach einer Herz-OP verstorben war.
Ausgesprochen junge Monarchin
Die neue Monarchin ist mit 27 Jahren noch ausgesprochen jung, doch Maori-Führer äußerten die Hoffnung, dass mit ihr ein neuer „Aufbruch“ – eine neue „Morgendämmerung“ – bevorstehe. Der Jubel war dann auch groß, als sie mit einer feierlichen Zeremonie ins Amt gehoben wurde. Dabei kam eine Bibel zum Einsatz, die schon 1858 bei der Krönung des ersten Maori-Königs verwendet wurde. Erzbischof Don Tamihere salbte die junge Frau zudem mit heiligen Ölen, um ihr Kraft und spirituelle Essenz zu verleihen.
Nga Wai ist das jüngste von drei Kindern und ein direkter Nachkomme des ersten Maori-Königs. Sie ist der achte Maori-Monarch, die zweite Frau und die zweitjüngste Person, die diese Position in der Geschichte der königlichen Bewegung der Maori innehat. Die als Kiingitanga bekannte Bewegung wurde vor über 160 Jahren ins Leben gerufen, als Versuch, die Kultur und das Land der Maori zu bewahren und um sich der Kolonisierung zu widersetzen. Auch wenn die Position des Monarchen weitestgehend zeremonieller Natur ist, so ist die Königsfamilie doch sehr einflussreich im Land.
Die 27-Jährige hat trotz ihres jungen Alters bereits einen beeindruckenden Lebenslauf: Sie erhielt 2016 ein Sir Edmund Hillary-Stipendium und ist eine Absolventin der University of Waikato, wo sie einen Master der Māori-Kulturwissenschaften abgeschlossen hat. In den vergangenen Jahren hat sie bereits einige Führungsfunktionen in der neuseeländischen Monarchie innegehabt. Ihr Tattoo am Kinn erhielt sie mit 19 Jahren als Geschenk an ihren Vater und seine Jahre am Thron.
Abschied und Neubeginn zugleich
Emotional war der Tag für Neuseeländerinnen und Neuseeländer aber nicht nur, weil mit Nga Wai eine neue indigene Königin eingesetzt wurde, sondern weil sie am selben Tag auch vom bisherigen König Kiingi Tuheitia Abschied nehmen mussten. Auch der britische König Charles III. hatte sich nach dem Ableben des indigenen Herrschers „zutiefst betrübt“ betrübt gezeigt und besonders dessen „Weisheit und Mitgefühl“ gelobt.
Neuseelands Premier Christopher Luxon pflegte indes bisher ein gespaltenes Verhältnis zu den Ureinwohnern. Er stampfte mehrere Gesetze, die als positiv für die indigene Bevölkerung gesehen wurden, wieder ein. Ob sich das nun ändert, ist offen.