Der Untergang der Luxusyacht „Bayesian“ vor Palermo, bei dem sieben Menschen, darunter der britische Milliardär Mike Lynch, ums Leben gekommen sind, wirft auch versicherungsrechtliche Fragen auf. Auf dem Spiel stehen hohe Entschädigungen für die 15 Überlebenden, wie die römische Tageszeitung "La Repubblica" (Samstagsausgabe) berichtete.
Eigentümerin der "Bayesian" ist Lynchs Witwe, Angela Bacares, die sich beim Schiffsunglück retten konnte. Dabei verlor sie neben ihrem Mann auch ihre 18-jährige Tochter Hannah. Der Wert der "Bayesian" wird auf circa 30 Millionen Euro beziffert. Eine Versicherung, die Bacares mit der australischen Versicherungsgesellschaft "British Marine" abgeschlossen hat, sollte die Kosten für die Bergung des Bootes und eventuelle Umweltschäden decken, berichtete das Blatt. Im Tank der „Bayesian“ befinden sich noch 18.000 Liter Treibstoff. Bacares, auch Geschäftsführerin der Gesellschaft mit Sitz auf der Isle of Man, auf deren Namen die "Bayesian" registriert ist, könnte damit auch selbst von der Versicherung entschädigt werden.
Sie hat sich bereit erklärt, das Wrack zu bergen. Die Reederei "Camper & Nicholsons", Betreiberin der versunkenen Yacht, arbeitet an einem Plan zur Bergung. Dieser soll den italienischen Behörden vorgelegt werden, die ihn genehmigen müssen - was mehrere Wochen beanspruchen könnte, berichteten italienische Medien.
Crew der „Bayesian“ im Visier der Staatsanwaltschaft
Die Staatsanwaltschaft auf Sizilien hat eine Untersuchung wegen fahrlässiger Tötung gegen den neuseeländischen Kapitän und zwei Crewmitglieder aufgenommen. Es werde wegen Verdachts des "fahrlässigen Schiffbruchs und mehrfacher fahrlässiger Tötung" ermittelt. Der Kapitän wurde am Dienstag befragt, er weigerte sich jedoch, die Fragen der Staatsanwälte zu beantworten.
Er verließ am Donnerstag Italien mit einem Privatjet in Richtung Spanien. Am Mittwoch wurde ihm eine Kopie des Passes ausgehändigt, der beim Untergang der "Bayesian" verloren ging. Auch die zwei anderen Crewmitglieder, gegen die ermittelt wird, haben inzwischen Italien verlassen.
Die ermittelnden Staatsanwälte befragten am Samstag eine Zeugin, die eine Werft in Porticello bei Palermo besitzt und nach eigenen Angaben den Untergang der "Bayesian" beobachtet hatte. In einem Interview mit der Mailänder Tageszeitung" Corriere della Sera" sagte die Frau sie sei in der Nacht des Schiffbruchs zur Werft gegangen und habe gesehen, wie die 56 Meter lange Luxusyacht bei ungewöhnlichen Wetterverhältnissen "schwankte" und wie das Segel "flatterte".
Die Ermittler erachten die Aussage der Zeugin als relevant für die Untersuchung. Insbesondere wollen die Staatsanwälte herausfinden, ob die Segel nicht ordnungsgemäß herabgelassen worden waren, was während des heftigen Unwetters, für noch mehr Instabilität gesorgt haben könnte. Die Ermittler gehen jedenfalls davon aus, dass von der Crew in der Nacht des Unglücks mehrere Fehler begangen wurden.
Luxusyacht sank in einem Sturm vor Palermo
Die mit zehn Besatzungsmitgliedern und zwölf Passagieren besetzte Segelyacht "Bayesian" war in der Nacht auf den 19. August in der Nähe von Porticello vor der Küste Palermos in einem Sturm gesunken. Als Ursache gilt eine sogenannte Wasserhose, eine Art Tornado. 15 Passagiere und Besatzungsmitglieder konnten gerettet werden, sieben Personen kamen ums Leben.
Bei den Todesopfern handelt es sich neben dem britischen Milliardär Michael Lynch und seiner 18-jährigen Tochter Hannah um den hochrangigen Manager der Investmentbank Morgan Stanley International, Jonathan Bloomer, dessen Frau Anne Elizabeth, den Anwalt Chris Morvillo und dessen Frau Nada, sowie um den Bordkoch Thomas Recaldo. Die Obduktion der Leichen der Opfer ist im Gange.