In Schweden kochen derzeit die Emotionen hoch, nachdem die Regierung die Jagd auf 20 Prozent des gesamten Bärenbestands freigegeben hat. Tierschützer und Naturschützer sind alarmiert und äußern scharfe Kritik an der Entscheidung, die sie als unverhältnismäßig und schädlich für das Ökosystem betrachten. Besonders im Fokus steht die Freigabe von rund 486 Braunbären zum Abschuss, was einem Fünftel der geschätzten Bärenpopulation des Landes entspricht.
Trophäenjagd oder Umweltschutz?
Die jährliche Bärenjagd, die bis Mitte Oktober läuft, wird offiziell mit der Regulierung des Bestands begründet. Nach Angaben der schwedischen Behörden sei die Maßnahme notwendig, um die Zahl der Raubtiere in Schach zu halten und Schäden an Nutztieren, insbesondere Rentieren, zu minimieren. Doch für Organisationen wie „Sweden‘s Big Five“ geht es bei dieser Jagd nicht nur um Bestandserhaltung, sondern um eine regelrechte Trophäenjagd, die den Schutzstatus des Bären in der EU missachte.
Besonders besorgniserregend ist für viele Umweltschützer die Entwicklung der letzten Jahre. Der Bärenbestand in Schweden, der einst bei über 3.300 Tieren lag, ist seit 2008 aufgrund strengerer Jagdmaßnahmen kontinuierlich gesunken. In einigen Regionen des Landes, wie etwa in Jämtland, wo allein 220 Bären zum Abschuss freigegeben wurden, wird befürchtet, dass der Bestand langfristig gefährdet ist.
Auch Jäger kritisch
Auch innerhalb der Jägerschaft gibt es kritische Stimmen. Einige Jäger befürchten, dass die intensive Jagd die Populationen zu stark dezimieren könnte, was langfristige Auswirkungen auf das ökologische Gleichgewicht der Wälder haben könnte. Der schwedische Raubtierverband sieht in der Bärenjagd eine kurzsichtige Politik, die mehr dem menschlichen Vergnügen als dem Naturschutz dient.
Die Debatte um die Bärenjagd in Schweden verdeutlicht die tiefen Risse zwischen verschiedenen Interessengruppen. Während die Behörden die Notwendigkeit der Jagd betonen, sehen Naturschützer eine dramatische Verschlechterung der Situation für die schwedischen Braunbären. Beide Seiten stehen vor der Herausforderung, einen Weg zu finden, der sowohl den Schutz der Bären als auch die Interessen der ländlichen Bevölkerung und der Rentierhalter berücksichtigt. Doch solange sich die Fronten verhärten, wird die Jagd weiterhin ein heiß diskutiertes Thema bleiben.