Der Jubel der europäischen Raumfahrtbehörde ESA kannte – der Mission entsprechend – keine Grenzen: Der Premieren-Vorbeiflug eines Satelliten an Mond und Erde binnen rund eines Tages ist geglückt, die Raumsonde „Juice“ absolvierte ihr Manöver mustergültig: „Wir haben gerade den weltweit ersten Erde-Mond-Vorbeiflug abgeschlossen und unser Raumschiff auf einer Abkürzung über die Venus zum Jupiter geschickt“, schrieb die ESA auf X (vormals Twitter).
„Juice“ sei in einer Höhe von nur 6840 Kilometern über Südostasien und dem Pazifischen Ozean geflogen, habe Bilder mit den Überwachungskameras an Bord gemacht und wissenschaftliche Daten mit acht seiner zehn Instrumente gesammelt, heißt es. Gernot Grömer, Astrophysiker und Direktor des Österreichischen Weltraum Forums (ÖWF), nennt das Swing-by-Manöver im Interview ein „Husarenstück“ und bilanziert: „Die ESA behauptet mit dieser Mission die Vorreiterrolle in der Erkundung des Sonnensystems – etwas, wofür uns auch die Kollegen bei der NASA beneiden.“
Das Prinzip, das man im Rahmen des Vorbeiflugs nutzte, war brillant: Nach Angaben der ESA wurde die Flugbahn von „Juice“ im Weltraum variiert, indem die Schwerkraft des Mondes und dann jene der Erde verwendet wurden, um Geschwindigkeit und Richtung des Raumfahrzeugs zu ändern. Vor der Erdannäherung war „Juice“ in einer Höhe von nur rund 750 Kilometern am Erdtrabanten vorbeigeflogen.
Grömer geht im „Juice“-Missionsverlauf aber schon weiter und gibt zu bedenken, dass der Sonde eine „lange und nicht risikoarme Reise bevorsteht, ehe sie im Juli 2031 den Jupiter erreichen wird“. Die Jupiter-Eismonde Europa, Ganymed und Kallisto seien „heiße“ Kandidaten, um im Sonnensystem nach Leben zu suchen: „Deren Ozeane unter der Eisschicht sind von außergewöhnlich hohem astrobiologischen und planetologischen Interesse.“ Die Mission am Gasriesen soll von 2031 bis 2035 dauern.