In Großbritannien geht es Telefonbetrügern endlich an den Kragen. Und werden sie schon nicht geschnappt, so doch zumindest ordentlich genervt. Das britische Telekommunikationsunternehmen Virgin Media O2 hat eine „KI-Oma“ entwickelt, die Betrüger in den Wahnsinn treiben soll.

Wer die Dame an die Leitung bekommt, dem surren die Ohren. Denn es ist psychologische Kriegsführung, die Daisy blendend beherrscht. Sie redet ohne Unterlass, verwickelt die Anrufer in immer längere und immer weiter gesponnene Gespräche. Die künstliche Figur wurde aber auch so programmiert, dass sie den Gangstern vorgaukelt, ein perfektes Opfer zu sein. Sie wirkt schrullig, verwirrt und gibt Kontodaten preis, die freilich nicht stimmen.

Das Gute: Solang sie Daisy in der Leitung haben, können die Gangster keine echten Menschen anrufen und übers Ohr hauen. Das Kluge: Der Netzbetreiber Virgin Media O2 fordert Kundinnen und Kunden auf, die Nummern der Schockanrufer und Enkeltrick-Gangster an das Unternehmen weiterzugeben: Die Telefonnummern könnten so weiter untersucht und gesperrt und zu Daisy umgeleitet werden.

Die KI wurde von einem IT-Experten mitentwickelt, der unter dem Pseudonym Jim Browning arbeitet und als Koryphäe gilt. Die BBC griff für eine Doku-Reihe über Cyberkriminalität und Telefonbetrug auf seine Expertise zurück. International bekannt wurde er, als er sich 2020 in ein indisches Callcenter hackte, das sich auf betrügerische Anrufe spezialisiert hatte.

Der Werbespot, in dem die Künstliche Intelligenz namens Daisy vorgestellt wird, beginnt mit den Worten: „In diesem Film geht es darum, sich zu rächen.“ Denn die Tricks der sogenannten „Scammer“ funktionieren trotz vieler Warnungen noch immer besser als gedacht. Die Überrumpelung funktioniert so leicht, wenn jemand anruft und erklärt, dass ein naher Angehöriger in Not stecke. Mehr als zwei Drittel der Briten fürchten, dass sie Opfer eines Betrugs werden und jeder Fünfte ist jede Woche Opfer eines Betrugsversuchs. Doch mit Daisy schlägt das Imperium jetzt zurück.