Die US-Russin Xenia Karelina ist in Russland wegen „Hochverrats“ zu zwölf Jahren Strafkolonie verurteilt worden. Das teilte das Gericht in der Stadt Jekaterinburg im Uralgebirge am Donnerstag mit. Berichten russischer Staatsmedien zufolge hatte die 32-Jährige in der Vorwoche eingeräumt, kurz nach Beginn der russischen Offensive in der Ukraine einen Betrag von umgerechnet rund 47 Euro an die Hilfsorganisation „Razom for Ukraine“ gezahlt zu haben.
Kommentar von Thomas Golser
Neben dieser Spende für diese die Ukraine unterstützende Hilfsorganisation, soll sie auch Geld für „medizinisches Material, Ausrüstung, Waffen und Munition für die ukrainischen Streitkräfte“ gesammelt zu haben. So lautete der Vorwurf von Russlands Geheimdienst FSB.
Michail Muschailow, der Anwalt von Xenia Karelina, sagte der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge, dass er das Urteil anfechten wolle. Er widersprach auch der Darstellung des Gerichts, dass seine Mandantin die Schuld vollumfänglich eingeräumt habe. Vielmehr gab sie demnach nur zu, Geld überwiesen zu haben, ohne sich über den antirussischen Zweck im Klaren gewesen zu sein.
Bei Familienbesuch in Jekaterinburg festgenommen
Die Balletttänzerin, die in Los Angeles lebte und arbeitete, war Ende Jänner in Jekaterinburg während eines Familienbesuchs festgenommen worden. Washington wirft Moskau vor, US-Bürger aufgrund unbegründeter Anschuldigungen zu verhaften, um sie als Druckmittel für die Freilassung von im Ausland verurteilten Russen zu benutzen.
Das Urteil gegen Karelina fiel zwei Wochen nach dem größten Gefangenenaustausch zwischen Russland und dem Westen seit dem Kalten Krieg, bei dem Russland 15 Inhaftierte freiließ, unter ihnen der US-Reporter Evan Gershkovich und mehrere russische Oppositionspolitiker. Im Gegenzug wurden acht Gefangene und zwei Minderjährige nach Moskau ausgeflogen, unter ihnen der zuvor in Deutschland inhaftierte Tiergarten-Mörder Vasim Krasikow.