Am 16. Juli attackierte eine Bärin im norditalienischen Trentino einen französischen Touristen. Damit fällte sie ihr eigenes Todesurteil, denn am vergangenen Dienstag wurde das mehr als 20 Jahre alte Wildtier von Förstern erschossen.
Am Samstagnachmittag wurde nun von der italienischen Partei für Tierrechte in mehreren Städten - unter anderem in Neapel - zum Protest aufgerufen. Auch andere Tierschutzverbände beteiligten sich an der Organisation. Die Verbände kritisierten die wiederholten Angriffe auf Wildtiere in ganz Italien.
Die italienische Tierschutzpartei hat unter anderem bei der Staatsanwaltschaft in Trient Anzeige nach der Tötung der Bärenmutter - sie hatte drei oder vier Jungen - erstattet. Sie beklagt die „unnötige und grausame Tötung“ der Bärin, die unter Artikel 544 des Strafgesetzbuches falle.
Einwohner Trentinos wollen keine Bären in der Nähe haben
Die Einwohner des Trentino sehen laut einer Umfrage die Lage anders. Drei von vier Einwohnern der Provinz beurteilen die Präsenz der Bären in ihrem Gebiet als negativ. Diese Zahl geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts „Bva Doxa“ hervor.
Laut der Umfrage empfinden 32 Prozent der Einwohner des Trentino die Anwesenheit der Bären als „überhaupt nicht willkommen“. Insgesamt betrachten 73 Prozent der Einwohner des Trentino die Anwesenheit von Bären in ihrem Gebiet als negativ. Im Jahr 2011 lag dieser Wert noch bei 62 Prozent. Zu den häufigsten Gründen derjenigen, die sich gegen die Anwesenheit von Bären aussprechen, gehört die Meinung, dass diese Tiere „für den Menschen gefährlich sind“ (36 Prozent), gefolgt von der Behauptung, dass „sie zu zahlreich sind“ (28 Prozent).
Die Umfrage untersucht auch die Zustimmung der Trentiner zu dem Gesetz, das es dem Präsidenten der autonomen Provinz Trient erlaubt, die Tötung von Problembären anzuordnen: 69 Prozent sprechen sich dafür aus, 25 Prozent sind dagegen. Das Gefühl der persönlichen Besorgnis über die Anwesenheit von Bären betrifft 56 Prozent der Befragten.
Franzose bedauert die Konsequenzen
Im Trentiner Caldes hatte im April 2023 eine Bärin einen 26-jährigen Jogger tödlich verletzt. Am 16. Juli war ein französischer Tourist von der Bärin KJ1 angegriffen und verletzt worden. Daraufhin wurde die etwa 20 Jahre alte Mutter von drei Jungtieren getötet. Der 43-jährige attackierte Franzose bedauert nun, dass die Bärenmutter erschossen wurde, wie er in der Trentiner Tageszeitung „T quotidiano“ sagte: „Ich bin wirklich traurig, dass unsere Begegnung sie das Leben gekostet hat. Ich fühle mich schuldig, sie wollte nur ihre Jungen beschützen.“
Er hätte gehofft, dass man Kompromisse finde, um „die Sicherheit der Menschen zu garantieren, ohne den Erhalt der Artenvielfalt zu gefährden. Der Schutz der Natur und der Ökosysteme ist für mich eine der wichtigsten Prioritäten. Ich möchte, dass die Debatte in einer ruhigen Atmosphäre stattfindet, dass ein Zusammenleben zwischen Menschen und Tierarten gefunden wird und dass vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden, um Begegnungen zwischen Menschen und Wildtieren zu reduzieren.“
Bis zu acht Bären pro Jahr dürfen getötet werden
Das Trentino hatte zuletzt einen Gesetzesentwurf gebilligt, mit dem die Population eingedämmt werden soll. Der Entwurf sieht die Möglichkeit vor, bis zu acht Tiere pro Jahr zu töten. Laut jüngsten Schätzungen beläuft sich die Zahl der Bären dort auf mehr als 100 Exemplare.
Nach Angaben der Provinz Trient hat die Anzahl der Bären in dem Gebiet seit Beginn des EU-Ansiedlungsprojekts „Life Ursus“ vor 25 Jahren massiv zugenommen. Statt wie geplant 50 haben sich etwa 100 Exemplare angesiedelt. Tierschützer fordern immer wieder, Menschen für die wilden Tiere zu sensibilisieren oder Wildtierkorridore einzurichten.