James Boboya Lonjino, geboren 1979, gestorben 2007“, steht in großen Lettern am Grabstein. Wenige Meter entfernt spielen Kinder, bis die Mutter sie zum Essen ruft. „Hai Malakal“ ist nicht nur der größte Friedhof Jubas. Gut 1200 Familien wohnen mittlerweile auf dem rund fünf Hektar großen Grundstück inmitten der südsudanesischen Hauptstadt. Sie sind geflüchtet – vor Krieg, Bandenkriminalität und Hunger. Und gestrandet an einem Ort, an dem der Tod allgegenwärtig ist.

„Wir wissen, dass es nicht normal ist, auf einem Friedhof zu leben“, meint Primo von der Pfarre St. Joseph. „Aber es ist die einzige Möglichkeit, Leben zu schützen.“ Es ist ein schwieriges Leben: „Viele suchen Arbeit, werden aber nur als Tagelöhner angeheuert.“ Neben den Hütten grasen Ziegen, Hühner suchen nach Körnern und auf den kleinen Flecken dazwischen wird Gemüse angebaut. Doch auch das wird zusehends schwieriger: „Regen- und Trockenzeit verschieben sich“, weiß Emanuel Warnyang. Er ist einer von acht „Chefs“ hier, die für Ruhe und Ordnung sorgen sollen. „Es gibt immer wieder Streit, weil Geld fehlt, für Essen oder um die Kinder in die Schule zu schicken.“

Staatsbedienstete bekommen keinen Lohn

Der Südsudan ist nicht nur eines der ärmsten Länder der Welt. Seit seiner Unabhängigkeit 2011 ist das Land nie zur Ruhe gekommen: zuerst durch den fünf Jahre dauernden Bürgerkrieg, heute durch den Krieg im benachbarten Sudan. Gut 500.000 Flüchtlinge aus dem Norden zählt man mittlerweile in dem bitterarmen Elf-Millionen-Einwohner-Land. Hinzu kommt, dass der Staat seinen Beamten seit Monaten keinen Lohn ausbezahlt. Viele haben sich deshalb marodierenden Banden angeschlossen, um irgendwie zu Essen für die Familie zu kommen.

Ausweg Bildung

Bildung – und damit eine bessere Zukunft – ist ein zentrales Anliegen des Salesianer-Ordens, der in der Hauptstadt ein Zentrum mit Grund-, Mittel- und Berufsschule betreibt – mitfinanziert von der Caritas Österreich. „Insgesamt sind hier am Gelände 4500 Schüler“, erzählt Sozialarbeiterin Mary. Viele von ihnen kommen aus dem Flüchtlingslager in der Nähe. „Zu Mittag haben wir eine Ausspeisung, denn zu Hause gibt es oft nicht genug zum Essen.“ Sie selbst versuche gerade, auch Mädchen zu ermuntern, einen Beruf zu lernen. Im Lager selbst gibt es – ebenso auf Initiative der Salesianer – mittlerweile Verkaufsstände, an denen Bohnen, Erdnusscreme oder Öl verkauft wird. „Es hilft immens, die Familie finanziell über Wasser zu halten“, erzählt Rose Nyakeeh. Ihr Traum ist ein Geschäft in der Stadt. „Wir wollen den Menschen keinen Fisch geben, sondern die Angel, mit der sie den Fisch selber fangen können“, sagt Father Leo über die Vision der Salesianer.

Zukunft geben – darum geht es auch bei den Caritas-Projekten in Yambio. „Wir betreiben hier einen Lehrgarten für die Menschen aus den Dörfern ringsum“, erzählt Emmanuel Joseph. Denn der Klimawandel gefährdet auch hier im Südwesten des Landes die Ernährungssicherheit. Der Mandala-Garten hat etwa ein integriertes Becken, das stetig Regenwasser an die Pflanzen abgibt. Auch die Schnecken-Bauweise ist mittlerweile vielfach in den Gärten ringsum zu finden: „So kann man auf relativ wenig Platz relativ viel Gemüse anbauen.“ In seiner Stimme schwingt Freude mit, Freude, einen Beitrag zu leisten, um das Land nach vorne zu bringen.

Die Reise erfolgte auf Teileinladung der Caritas.