Die Problembärin KJ1, die am 16. Juli einen französischen Urlauber angegriffen haben soll, ist am Dienstag im norditalienischen Trentino erlegt worden. Ein Team des Trentiner Forstkorps hatte das Tier in den Wäldern oberhalb der Ortschaft Padaro di Arco durch sein Funkhalsband lokalisiert. Wenige Stunden davor hatte der Trentiner Landeshauptmann Maurizio Fugatti eine Verordnung für die Tötung der Problembärin erlassen, die mit drei Jungen unterwegs war.

Verordnungen aufgehoben

Zugleich hatte Fugatti die beiden gleichlautenden Verordnungen aufgehoben, die in den vergangenen Tagen vom regionalen Verwaltungsgericht ausgesetzt worden waren. Mit dem neuen Dekret ordnete der Trentiner Landeshauptmann an, dass das Exemplar „unverzüglich“ abgeschossen werden solle.

Tierschutzverbände reagierten empört auf die Tötung von KJ1. „Fugatti hat sich als grausam und arrogant erwiesen“, protestierte die Parlamentarierin und Ex-Tourismusministerin Michela Vittoria Brambilla, Präsidentin einer parlamentarischen Kommission für Tierschutz. Der italienische Tierschutzverband LNDC kündigte Klage gegen Fugatti an. Dieser habe das Dekret nachts erlassen, um Tierschützer daran zu hindern, vor Gericht Einspruch gegen den Tötungsbefehl einzureichen.

6.000 Unterschriften sind in vier Tagen gegen die wachsende Zahl von Bären im Trentino in Italien gesammelt worden. Die Petition wurde der Gemeinde Val di Sole im Trentino übergeben, damit soll ein Referendum zum Thema Bären organisiert werden, lautet die Forderung, wie lokale Medien berichteten.

Im Trentiner Caldes hatte im April 2023 eine Bärin einen 26-jährigen Jogger tödlich verletzt. Das Trentino hatte zuletzt einen Gesetzesentwurf gebilligt, mit dem die Population eingedämmt werden soll. Der Entwurf sieht die Möglichkeit vor, bis zu acht Tiere pro Jahr zu töten. Laut jüngsten Schätzungen beläuft sich die Zahl der Bären dort auf mehr als 100 Exemplare.

In Italien hat sich seit dem Tod des Trentiner Joggers die Debatte über das Zusammenleben von Bär und Mensch zugespitzt. Tierschützer fordern immer wieder, Menschen für die wilden Tiere zu sensibilisieren oder Wildtierkorridore einzurichten. Nach Angaben der Provinz Trient hat die Anzahl der Bären in dem Gebiet seit Beginn des EU-Ansiedlungsprojekts „Life Ursus“ vor 25 Jahren massiv zugenommen. Statt wie geplant 50 haben sich etwa 100 Exemplare angesiedelt.