Bis zu 58.000 Tierarten verschwinden pro Jahr aus, so lautet die vorsichtige Schätzung von Experten im Fachmagazin „Science“. Viele davon sterben aus, ohne dass die Mehrheit der Menschen überhaupt jemals von ihnen Notiz genommen oder sie gesehen hat. Manchmal tauchen als verschwunden geltende Tierarbeiten auch wieder auf. Etwa der gigantische Tausendfüßler, der seit 126 Jahren als nicht dokumentiert galt.

Teams der Universität Antananarivo, des American Bird Conservancy, des Peregrine Fund, der Wildlife Conservation Society und der Biodiversity Inventory for Conservation (BINCO) sowie die NGO Re:wild starteten im August 2023 eine Expedition zum Makira National Parc, dem größten und intaktesten Wald in Madagaskar. Ziel der Expedition war die Suche nach verlorenen Arten. Und diese war äußerst erfolgreich. Insgesamt 21 Arten, die aus Sicht der Wissenschaft verloren gegangen waren, wurden wiederentdeckt.

Die Forscher hatten sich nicht auf Tiere konzentriert, die im Sinne der Roten Liste der bedrohten Arten der International Union for Conservation of Nature (IUCN) als ausgestorben eingestuft wurden, sondern auf Arten, die seit mindestens zehn Jahren oder länger nicht mehr dokumentiert worden sind. Sie hielten Ausschau nach Säugetieren, Fischen, Vögeln, Reptilien, Amphibien und wirbellosen Tieren. „Madagaskar ist ein Hotspot der biologischen Vielfalt und Makira ist ein wenig erforschtes Gebiet innerhalb des Landes, daher haben wir beschlossen, dort ein neues Modell für die Suche nach verlorenen Arten zu testen“, sagte Christina Biggs, Beauftragte für verlorene Arten bei Re:wild.

Ziel: 30 verlorene Arten wiederfinden

Ursprünglich hatte das Expeditionsteam eine Liste von 30 verlorenen Arten, die sie in Makira finden wollten. Darunter drei Säugetier-Arten, drei Fisch-Arten, sieben Reptilien-Arten, 12 Insekten- und fünf Spinnen-Arten. Unterstützung hatten die Wissenschaftler von lokalen Führern und Fischern. So gelang es, die drei gesuchten Fisch-Arten zu finden. Auch wenn sich dies als schwieriger gestaltete als angenommen.

Die spannendste wiederentdeckte verlorene Art war jedoch ein riesiger, dunkelbrauner Tausendfüßler. Zuletzt wissenschaftlich beschrieben worden war dieser Typus 1897. Dmitry Telnov, Entomologe bei BINCO im Expeditionsteam: „Das längste Exemplar dieser Art, das wir in Makira beobachteten, war ein wirklich gigantisches Weibchen, das 27,5 Zentimeter lang war.“

Nur drei Jahre „jünger“ ist die Springspinne Tomocyrba decollata - sie wurde zuletzt 1900 dokumentiert, als sie das erste Mal wissenschaftlich beschrieben wurde. Insgesamt fand das Expeditionsteam vier weitere Springspinnen, die als der Wissenschaft verloren galten, sowie 17 Spinnen, die überhaupt das erste Mal wissenschaftlich dokumentiert wurden. Darunter eine neue Art von Zebraspinne.