Spanien ist nicht nur Europas wichtigstes Ziel für Sonnenhungrige. Wegen niedriger gesetzlicher Hürden blüht auch das Geschäft mit künstlichen Befruchtungen. Am Mittelmeer gibt es Hunderte von Reproduktionskliniken, die Frauen oder Paaren versprechen, den Kinderwunsch zu erfüllen. Eines dieser Reproduktionslabors bietet nun einen neuen Dienst an: das kommerzielle Klonen von Hunden und Katzen, also die biotechnische Erzeugung einer genetischen Kopie des Vierbeiners. Das gab es bis dato nur in den USA, China und Südkorea. Jetzt will das spanische Labor Ovoclone mit Sitz in Marbella in Europa mit dieser Biotechnologie zum Vorreiter werden. „Wir wollen Ihnen den Traum vom treuen Freund fürs ganz Leben ermöglichen“, wirbt Ovoclone. Wenn das geliebte Haustier einmal ableben sollte, könne man für Ersatz sorgen, der „zu 99,9 Prozent“ genetisch identisch sei. Deswegen sollten Tierhalter vorsorgen und Genmaterial ihres Vierbeiners einfrieren lassen.

Seit Dolly hat sich viel getan

Dass Wissenschaftler mit dem Klonen von Tieren experimentieren, weiß man spätestens, seit 1996 das Schaf „Dolly“ in einem schottischen Forschungsinstitut geboren wurde. Seitdem gab es in Europa vereinzelte Versuche mit anderen Tierarten, wie etwa in Spanien mit dem vom Aussterben bedrohten Pyrenäen-Steinbock. Auch werden in Deutschland und anderen Ländern genetisch veränderte Schweine geklont, die eines Tages als Organspender dienen sollen.

Klonschaf Dolly sorgte vor 25 Jahren für Aufsehen
Klonschaf Dolly sorgte vor 25 Jahren für Aufsehen © AP

Außerhalb Europas hat sich das Klonen von Haustieren bereits zu einem Geschäft entwickelt. So berichtete die US-Sängerin Barbra Streisand, dass sie ihren weißen Schoßhund der Rasse Coton de Tuléar klonen ließ. Auch Argentiniens seit Dezember amtierender Präsident Javier Milei soll seinen verstorbenen Mastiff namens Conan geklont haben – mit dem Ergebnis, dass Milei heute vier mit Conan identische Mastiff-Hunde besitzt.

Einfrieren von Genmaterial nötig

Beim Klonen wird der genetische Inhalt einer Zelle des zu klonenden Tieres entnommen und in eine zuvor kernlos gemachte Eizelle eines Spendertiers übertragen. Aus dieser Eizelle entwickelt sich dann der Embryo, der einem anderen weiblichen Tier eingepflanzt und von dieser „Leihmutter“ ausgetragen wird. Das Verfahren bei Ovoclone hat seinen Preis: Das Einfrieren des Genmaterials ist ab 2800 Euro möglich. Beim Klonen an sich fallen weitere 55.000 Euro (bei einem Hund), 50.000 Euro (bei einer Katze) an. 

Zahlreiche Probleme

Freilich gibt es Kritik. Abgesehen von ethischen Bedenken, etwa aufgrund mangelnder Effizienz der Technologie. Zahlreiche Embryonen sterben, nicht wenige auf die Welt gekommenen Klone leiden unter Missbildungen oder Krankheiten. Der spanische Zellforscher Salvador Macip zweifelt zudem an der Nützlichkeit der Klonierung von Haustieren und warnt potenzielle Kunden vor zu großer Illusion. „Die Tiere werden niemals total identisch sein“, sagte er zur Presseagentur Efe. Zudem muss das Verhalten des neu geschaffenen Tieres nicht unbedingt dem Original gleichen, weil das geklonte Lebewesen andere Erfahrungen durchlebe.