In einem für ihn ungewöhnlichen Schritt hat Joe Biden im US-Frühstücksfernsehen des Senders MSNBC angerufen, um Forderungen nach seinem Rückzug aus dem Rennen um das Weiße Haus zurückzuweisen. „Ich habe ihn beim letzten Mal geschlagen. Ich werde ihn dieses Mal schlagen“, sagte ein feuriger US-Präsident im live ausgestrahlten Morgenprogramm des Senders MSNBC über Donald Trump.
Seinen desaströsen Auftritt im TV-Duell Ende Juni gegen den republikanischen Herausforderer bezeichnete Biden als „fürchterlichen Abend“, von denen er in seiner Karriere nicht viele gehabt habe. „Ich bereue wirklich, dass das passiert ist.“ Zweiflern innerhalb seiner Partei, die einen alternativen Präsidentschaftskandidaten fordern, bot Biden Paroli: „Macht doch! (...) Fordert mich beim Parteitag heraus!“
Dass sich der Demokrat für seine Offensive im Live-Fernsehen zuschaltete, war dabei durchaus beachtenswert. Ähnliche Anrufe hatte Ex-Präsident Trump während seiner Amtszeit regelmäßig beim rechtskonservativen Sender Fox News getätigt. MSNBC gilt den Demokraten als wohlgesonnen.
Davor hatte sich Biden in einem Brief an demokratische Kongressmitglieder mit ähnlichen Worten geäußert, der US-Medien zugespielt wurde und dessen Existenz Biden in dem TV-Telefonat bestätigte. Das zweiseitige Dokument lag unter anderem dem Sender CNN und der „New York Times“ vor.
Darin schrieb der US-Präsident, er habe in den vergangenen Tagen ausführliche Gespräche mit der Parteispitze, gewählten Amtsträgern sowie Wählerinnen und Wählern geführt. „Ich habe die Bedenken der Menschen gehört - ihre in gutem Glauben geäußerten Ängste und Sorgen darüber, was bei dieser Wahl auf dem Spiel steht. Ich bin ihnen gegenüber nicht blind“, konstatierte Biden. Er würde aber nicht wieder antreten, wenn er nicht absolut davon überzeugt sei, der beste Kandidat zu sein, um gegen Trump zu gewinnen.
Desaströses TV-Duell: War‘s das jetzt mit Joe Biden?
In den demokratischen Vorwahlen hätten Millionen Wählerinnen und Wähler ihre Stimmen abgegeben, schrieb Biden außerdem. Dies müsse gewürdigt werden: „Sagen wir jetzt einfach, der Prozess bedeutet nichts? Dass Wählerinnen und Wähler kein Mitspracherecht haben? Ich weigere mich, das zu tun.“