Mit Wasserpistolen auf Touristen spritzen - so ließen Aktivisten kürzlich ihrer Wut, die sich gegen den Massentourismus in Barcelona richtet, freien Lauf. Fast 3000 Menschen versammelten sich dazu am Samstagnachmittag in der Innenstadt von Barcelona. Ihre Kritik: Der ausufernde Tourismus werde ein immer größeres Problem für die Bewohner der katalanischen Hauptstadt und sorge für explodierende Mieten, nicht mehr leistbare Eigentumswohnungen und gestiegene Lebenshaltungskosten.
Auf Schildern und Transparenten war zu lesen „Gentrifizierung tötet die Nachbarschaft“, „Touristen geht nach Hause, ihr seid nicht willkommen“, oder „Touristenrückgang: Ja!“. Zudem nutzten zahlreiche Protestierende kleine Wasserpistolen, um Urlauber, die in der Innenstadt in Außenbereichen von Restaurants oder Cafés saßen, mit Wasser zu bespritzen. Auch vor Hotels versammelten sich Protestierende und forderten Touristen auf, die Stadt zu verlassen.
Vor allem die hohen Wohnkosten stoßen immer mehr Bewohnern Barcelonas sauer auf. Die Mietpreise in der katalanischen Hauptstadt sind in den vergangenen zehn Jahren um fast 70 Prozent und die Kaufpreise um etwa 40 Prozenten gestiegen. Das liegt auch an den Vermietungen von Wohnungen und Appartements an Touristen über Plattformen wie Airbnb. Rund zwölf Millionen Besucher sowie sieben Millionen Übernachtungen verzeichnete Barcelona 2023. Daher hat Barcelonas Stadtregierung nun die Reißleine gezogen.
Abschaffung der Ferienwohnungen
Die Stadt will bis Ende 2028 die Vermietung von Ferienwohnungen abschaffen. Alle Wohnungen, die derzeit legal an Touristen für einen kurzfristigen Aufenthalt vermietet würden, würden dann von Bewohnern der Metropole im Nordosten Spaniens benutzt werden können, erklärte Bürgermeister Jaume Collboni am Freitag vor Journalisten.
„In der Stadt Barcelona wird es ab 2029 keine Ferienwohnungen mehr geben, wie wir sie heute kennen. Und das wird es uns ermöglichen, 10.000 Unterkünfte auf den Miet- oder Verkaufsmarkt zu bringen“, sagte er. Das werde „dem Bau von 10.000 Wohnungen“ entsprechen.
Vor allem die Jugend ist wütend
„Wir können nicht zulassen, dass die Mehrheit der jungen Menschen, die das Elternhaus verlassen wollen, gezwungen sind, Barcelona zu verlassen“, meinte der sozialistische Politiker. Diese Maßnahme werde die Wohnungsnot nicht über Nacht beenden. „Diese Probleme brauchen Zeit. Aber mit dieser Maßnahme markieren wir einen Wendepunkt.“
Der Unmut gegenüber Massentourismus nimmt in Spanien rasant zu. In Touristenhochburgen wie Barcelona, Mallorca oder den Kanaren gab es zuletzt größere Proteste. Dort wird die zunehmende Besucherzahl insbesondere für den Mangel an bezahlbarem Wohnraum, aber auch für Umweltzerstörung, Staus, Überfüllung, Preisanstiege und Wassermangel sowie für die Überlastung des Gesundheitssektors und der Abfallentsorgung verantwortlich gemacht.