Der US-Bundesstaat Texas rüstet sich für die baldige Ankunft des Sturms "Beryl" - dann wieder als Hurrikan. In der Karibik hatte "Beryl" die höchste Hurrikan-Stärke - Kategorie 5 - erreicht, wurde während seines Zugs über Mexiko zu einem Tropensturm herabgestuft. Nach Angaben des US-Hurrikanzentrums NHC lag die Windgeschwindigkeit bei 95 Kilometern pro Stunde, im Laufe des Sonntags dürfte "Beryl" über dem Golf von Mexiko wieder zum Hurrikan (mindestens 119 km/h) werden.

Der Landfall des Sturmzentrums an der Küste von Südtexas wird am Montag erwartet. Für einen Abschnitt der Golfküste, zu dem auch die Großstadt Corpus Christi gehört, gilt eine Hurrikanwarnung. Im County Refugio, wo rund 7.000 Menschen leben, wurde eine Evakuierung angeordnet. In mehreren anderen texanischen Countys wurden die Bewohner aufgerufen, sich freiwillig in Sicherheit zu bringen. Der kommissarische Gouverneur von Texas, Dan Patrick, rief in 121 Countys den Notstand aus. Die Meteorologen erwarten schweren Regen, Hochwasser und Sturzfluten. Auch Tornados seien möglich.

Die US-Küstenwache warnte auch vor möglichen Hafenschließungen. Diese könnten den Transport von Rohöl zu den Raffinerien und von Motorkraftstoffen aus diesen Anlagen vorübergehend zum Erliegen bringen. Der Schiffsverkehr ist bereits eingeschränkt worden. Die Citgo Petroleum Corp drosselte am Samstag die Produktion ihrer Raffinerie in Corpus Christi (Texas), die 165.000 Barrel pro Tag produziert. Der Ölproduzent Shell Plc schloss die Evakuierung der Arbeiter von seiner Perdido-Förderplattform im Golf von Mexiko vor dem Herannahen des Sturms ab, wie das Unternehmen mitteilte. Nach Angaben der US Energy Information Administration macht die Offshore-Produktion im Golf von Mexiko mit rund 1,8 Millionen Barrel pro Tag etwa 14 Prozent der gesamten US-Rohölproduktion aus. Jede Auswirkung auf das Angebot könnte die Preise für US-Öl und Offshore-Rohölsorten in die Höhe.

In Mexiko war "Beryl" am Freitag als Hurrikan der Stufe 2 nahe dem Karibikbadeort Tulum auf die Halbinsel Yucatán getroffen. Er entwurzelte Bäume und warf Straßenschilder um. In weiten Teilen der viel besuchten Urlaubsregion fiel der Strom aus.

Hafenschließungen möglich

Zuvor war der Sturm über mehrere Karibikinseln hinweggefegt und hatte dort eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Mindestens elf Menschen kamen ums Leben, darunter auch drei in Venezuela. Auf einigen Inseln im Südosten der Karibik, die zu den Staaten Grenada sowie St. Vincent und die Grenadinen gehören, wurden den Regierungen zufolge mehr als 90 Prozent der Häuser beschädigt oder zerstört. Auf Jamaika waren nach Angaben des Stromanbieters JPS am Samstag mehr als 250.000 Haushalte noch immer ohne Elektrizität.

Zwischenzeitlich wurden bei "Beryl" anhaltende Windgeschwindigkeiten von bis zu 270 Kilometer pro Stunde gemessen - ab 252 Stundenkilometern ist die Kategorie 5 erreicht. Noch nie war so früh in der atlantischen Hurrikan-Saison, die im Juni beginnt und ein halbes Jahr dauert, ein derart starker Sturm erfasst worden. Wärmeres Meereswasser im Zuge des Klimawandels macht starke Wirbelstürme wahrscheinlicher.