Die Erinnerung an den letzten großen Sturm ist in Mexiko noch allgegenwärtig. Als Hurrikan „Otis“ im Oktober 2023 an der Pazifikküste auf Land traf, starben mehr als 50 Menschen. In den weltbekannten Ferienorten rund um Acapulco wurden selbst große Hoteltürme schwer beschädigt, in den Häfen vor Ort wurden die Jachten, die nicht rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden konnten, wie Spielzeug durch die Luft geschleudert.

Knapp zehn Monate später rüstet sich nun der Osten der mexikanischen Halbinsel Yukatan für einen großen Hurrikan. Laut dem US-Hurrikanzentrums NHC wird „Beryl“ am späten Donnerstagabend die Küste erreichen und in weiterer Folge über Land weiter in Richtung Golf von Mexiko ziehen.

Bereits in den vergangenen Tagen hatte der erste Wirbelsturm der Hurrikan-Saison, der zuletzt trotz leichter Abschwächung noch immer an der Schwelle zur höchsten Kategorie 5 lag, in der Karibik-Region für schwere Verwüstungen und sintflutartige Regenfälle gesorgt.

In Grenada, St. Vincent und Venezuela, wo „Beryl“ mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 230 Kilometern pro Stunde über Städte und Dörfer hinwegzog, wurden inzwischen insgesamt sechs Todesfälle gemeldet. Auf Jamaika, das als nächstes auf der Zugbahn des Sturms lag, hatte Ministerpräsident Andrew Holness am Dienstagabend die gesamte Insel vorsorglich für sieben Tage zum Katastrophengebiet erklärt. Die Flughäfen von Kingston und Montego Bay wurden außerdem komplett gesperrt.

„Beryl“ ist der erste Wirbelsturm der Hurrikan-Saison im Atlantik, die ein halbes Jahr dauert. Noch nie zuvor wurde allerdings ein so mächtiger Sturm zu einem derartig frühen Zeitpunkt registriert. Nach Angaben des Experten Philip Klotzbach von der Colorado State University ist „Beryl“ auch schon der stärkste je erfasste Atlantik-Hurrikan im Juli. Zwischenzeitlich maß das NHC Windgeschwindigkeiten um die 270 Kilometer pro Stunde - ab 252 Stundenkilometern ist dann die Kategorie 5 erreicht.

Für Hurrikan-Forscher kommt die frühe Entstehung eines so großen Sturmes allerdings nicht unerwartet. Im Zuge des Klimawandels wird das Meereswasser im Atlantik und im Golf von Mexiko immer wärmer und das macht starke Wirbelstürme noch wahrscheinlicher.

Aktivste Zeit im September

"Beryl" ist der zweite benannte Sturm der Hurrikan-Saison im Atlantik, die von Juni bis November dauert. Die aktivste Zeit ist meist um September herum. Von einem Hurrikan spricht man ab Windgeschwindigkeiten von 119 Stundenkilometern, die höchste Kategorie - 5 - beginnt bei 251 Kilometern pro Stunde.

Die US-Wetterbehörde NOAA rechnet in diesem Jahr mit einer überdurchschnittlich starken Hurrikan-Saison im Atlantik. Ursachen seien unter anderem überdurchschnittlich hohe Wassertemperaturen im Atlantik und das erwartete Einsetzen von "La Niña", einer Phase kühleren Wassers im Pazifik. Der Klimawandel ist auch ein Faktor. Die Erderwärmung erhöht die Wahrscheinlichkeit starker Stürme.