Unternehmer Frank Stronach ist am Mittwoch wegen acht neuer Anzeigen gegen ihn festgenommen worden. Jetzt wurden weitere Details über die Fälle bekannt: Sechs der Vorwürfe betreffen sexuelle Nötigung und zwei versuchte Vergewaltigung sowie unzüchtige Handlungen an einer Frau. Das berichtet die kanadische Zeitung „Toronto Star“.

Stronachs kanadischer Anwalt Brian Greenspan bestreitet alle Vorwürfe. Einer davon betreffe laut Greenspan einen Vorfall, der schon sehr lange zurückliegt, aus dem Jahr 1977. Das Delikt der „versuchten Vergewaltigung“, das dem Milliardär zweimal vorgeworfen wird, existiert in Kanada heute gar nicht mehr. Allerdings darf die Polizei bei lange zurückliegenden Fällen Anzeigen nach dem damals gültigen Recht erstatten.

Vorwürfe über langen Zeitraum

Erst vor drei Wochen wurden fünf ähnliche Vorwürfe gegen den Magna-Gründer bekannt. Wegen Vergewaltigung, sexueller Nötigung, sexuellen Übergriffen und Freiheitsberaubung. Dabei sollen laut gerichtlichen Dokumenten drei Opfer in den Jahren 1980, 1986 und 2023 zu Schaden gekommen sein. Eine Verhaftung gab es laut Stronachs österreichischen Anwalt damals jedoch, anders, als in einigen Medien berichtet wurde, noch nicht. Er sei lediglich zu einer polizeilichen Einvernahme geladen worden, zu der er freiwillig erschienen sei.

Die Vorwürfe betreffen mehrere Opfer über eine Zeitspanne von fast 50 Jahren. Trotzdem wäre es möglich, dass einige von ihnen nicht verjährt sind, sagt Strafrechtler Hannes Schütz von der Universität Graz: „Wenn während der Verjährungsfrist weitere Delikte vorkommen, dann könnte die Verjährung auch verlängert werden“, sagt er zur Kleinen Zeitung. Darüber hinaus komme es bei Sexualdelikten häufig auch zu einer Verzögerung des Laufs von Verjährungsfristen.

Am 8. Juli soll er laut „Toronto Star“ in der Stadt Brampton wegen der ersten Vorwürfe vor Gericht stehen. Die Polizei von Peel hat die Öffentlichkeit um weitere Hinweise gebeten, auch von etwaigen weiteren Opfern von Stronach.

Pass beschlagnahmt

Nach seiner ersten Einvernahme vor drei Wochen musste Frank Stronach seinen Pass abgeben und versichern, dass er seine Adresse nicht ändert und keine seiner Anklägerinnen kontaktiert. Unter diesen Bedingungen blieb er vorerst noch frei.

Stronach, geboren im steirischen Kleinsemmering bei Weiz, hat als Selfmade-Millionär in Nordamerika den Magna-Konzern aufgebaut, der vor allem in der Auto-Industrie reüssierte. In Österreich wurde der heute 91-Jährige durch sein Sport-Investment im Fußball und Pferdesport sowie als Gründer der kurzzeitig auch im Nationalrat vertretenen Partei Team Stronach einer breiten Öffentlichkeit bekannt.