Eine plötzlich heller werdende entfernte Galaxie hat Forschende womöglich Zeugen eines in Aktion geratenen massereichen Schwarzen Lochs werden lassen. Eine derartige Veränderung sei nie zuvor beobachtet worden, teilte die Europäische Südsternwarte (ESO) mit Sitz in Garching bei München am Dienstag mit.
Ende 2019 sei die zuvor unauffällige Galaxie SDSS1335+0728 deutlich heller geworden, hieß es. Die Helligkeit der rund 300 Millionen Lichtjahre entfernten im Sternzeichen Jungfrau liegenden Galaxie nehme auch aktuell weiter zu. Die Galaxie strahle mehr Licht im optischen Bereich, aber auch im Ultraviolett- und Infrarot-Bereich aus. Seit einigen Monaten sende sie zudem Röntgenstrahlen aus. „Dieses Verhalten ist beispiellos“, kommentierte ESO-Astronomin Paula Sánchez Sáez.
„Es wäre das erste Mal“
Das Forschungsteam um Sánchez Sáez vermutet, dass das Zentrum der Galaxie - ein massereiches Schwarzes Loch - in Aktion geraten ist. „Wenn das so wäre, wäre das das erste Mal, dass wir die Aktivierung eines massereichen Schwarzen Lochs in Echtzeit sehen“, sagte Mitautorin Lorena Hernández García. Normalerweise „schliefen“ Schwarze Löcher und seien nicht direkt sichtbar, ergänzte der Astrophysiker Claudio Ricci.
Schwarze Löcher sind Objekte mit einer so starken Schwerkraft, dass nicht einmal Licht aus ihnen entkommen kann. Sie entstehen, wenn große Sterne mit der vielfachen Masse unserer Sonne am Ende ihrer Existenz als Supernova explodieren und der übrig gebliebene Sternenrest kollabiert.
In den Zentren der meisten Galaxien werden massereiche oder supermassereiche Schwarze Löcher vermutet. Sie können die milliardenfache Masse unserer Sonne besitzen. Das massereichste in unserer Galaxie ist „Sagittarius A*“ im Zentrum der Milchstraße, das etwa vier Millionen Mal so viel Masse wie die Sonne hat. Ricci zufolge könnte auch dieses Schwarze Loch aktiv werden. Wie wahrscheinlich dies ist, ist der Eso zufolge aber unklar. Die Analysen zu der Beobachtung wurden im Fachjournal „Astronomy & Astrophysics“ veröffentlicht.