„Das Königshaus hat seine Rolle als Rückgrat des Staates wiedererlangt“, schreibt das nationale Blatt „El Mundo“, Spaniens wichtigste konservative Zeitung. In aktuellen Medienumfragen bescheinigt eine Mehrheit der Bürger ihrem Königspaar, dass es gute Arbeit leistet. Das war nicht immer so: Als Felipe das Amt von seinem Vater, Skandalkönig Juan Carlos, übernahm, war das Ansehen im Keller.
Die Krone sei heute gefestigter als zu Felipes Amtsantritt, urteilt „El Mundo“. An diesem Erfolg habe Letizia entscheidenden Anteil. Sie habe frischen Wind in den Palast gebracht. Spanien erfreue sich heute einer modernen Monarchie, welche „die besten Werte einer offenen und pluralistischen Gesellschaft vertritt“. Andere große Zeitungen zogen eine ähnlich positive Bilanz.
Monarchie aus der Krise geführt
In der Tat sind viele jener Stimmen, welche die Abschaffung der Monarchie forderten, inzwischen verstummt. In den stürmischen Jahren des Königshauses gingen Tausende Menschen in Madrid und in anderen Städten auf die Straße, um gegen mutmaßliche Korruption und illegale Bereicherung am Hof zu demonstrieren. An Spaniens Universitäten wurden inoffizielle Volksabstimmungen zur Frage „Monarchie oder Republik?“ organisiert. Dabei sprachen sich 85 Prozent der beteiligten Studenten für die Abschaffung des Königshauses aus – ein Ergebnis, das aufhorchen ließ, allerdings nicht repräsentativ war. Die Protestwelle, die durch Spaniens Gesellschaft rollte, war durch eine Serie von Skandalen am Hof ausgelöst worden. Mutmaßliche Bestechungsgeschäfte, Schwarzgeldkonten, Steuerbetrügereien und außereheliche Affären des damaligen Königs Juan Carlos provozierten eine tiefe Krise der Monarchie. 2014 musste Juan Carlos, der seit 1975 amtierte, deswegen abdanken. Sein Sohn Felipe wurde König. Seitdem kämpft er mit Letizia darum, das ramponierte Ansehen der Monarchie wieder herzustellen.
„Die Krone muss die Nähe zu den Bürgern suchen und wissen, wie sie sich kontinuierlich deren Wertschätzung, Respekt und Vertrauen verdienen kann“, sagte Felipe damals. „Um dies zu erreichen, muss sie ihr Ansehen bewahren und auf ein aufrichtiges, ehrliches und transparentes Verhalten achten.“ Daran haben sich der heute 56 Jahre alte Felipe und die 51-jährige Letizia gehalten. Ihnen ist es – soweit man weiß – gelungen, ihre ersten zehn Dienstjahre ohne größere Affären hinter sich zu bringen. Auch wenn Spaniens Boulevardpresse zuweilen anderslautende Gerüchte streut. Gerüchte, in denen es um Ehekrisen und eine angebliche Untreue Letizias geht. Glaubwürdige Belege für einen Beziehungsbruch existieren bisher freilich nicht.
Letizia als Retterin der Krone
„Letizia und Felipe ergänzen sich gut“, zitiert Spaniens größte progressive Zeitung „El País“ einen Insider des Königshauses. „Sie sind ein spektakuläres Tandem.“ Es gilt als offenes Geheimnis, dass die frühere TV-Moderatorin Letizia einen enormen Einfluss auf Felipe hat. „Sie ist die große Stütze der Familie“, sagt die spanische Journalistin Pilar Eyre, eine der besten Kennerinnen des Hofes. Die bürgerliche Königin, der von konservativen Kritikern anfangs vorgeworfen worden war, die Monarchie zu zerstören, sei zur Retterin geworden. Letizia gilt als moderne und emanzipierte Frau, die aus ihrem früheren bürgerlichen Leben gut weiß, was die Menschen auf der Straße denken. Ihr wird zugeschrieben, dass Felipe heute bei seinen Auftritten locker, selbstbewusst und volksnah daherkommt. Früher hatte er eher den Ruf, schüchtern, steif und etwas weltfremd zu sein. „Als Königin hilft sie Felipe, das verlorene Ansehen wiederzugewinnen und der Welt zu zeigen, dass die Monarchie im 21. Jahrhundert immer noch eine sinnvolle Institution ist“, befindet auch Hofexpertin Mábel Gálaz, die ein Buch über Letizia schrieb. Das Königshaus als neutrale und vermittelnde Institution: Staatsoberhaupt Felipe fällt als Stabilitätsfaktor eine wichtige Rolle im politisch zerstrittenen Spanien zu, in dem seit vielen Jahren nur noch Minderheitsregierungen im Amt sind.
Doch es gibt noch eine weitere Hoffnungsträgerin im Palast: Thronfolgerin Leonor. Seit die 18-Jährige und älteste Königstochter vor einem Jahr aus dem Schatten trat und eine dreijährige Militärausbildung begann, stieg die Popularität der Prinzessin. Vor allem unter jungen Leuten hat sie sich Respekt erworben. Es sieht also ganz danach aus, als würde sich die Zukunft der spanischen Monarchie in der Hand von zwei Frauen befinden.
Ralph Schulze