Eine Woche nach dem Verschwinden der neunjährigen Valeriia in Döbeln im deutschen Bundesland Sachsen wurde nun eine Leiche gefunden. Die Polizei bestätigte im Rahmen einer Pressekonferenz am Mittwoch um 13 Uhr, dass es sich dabei um das vermisste Mädchen handle. „Das geht an uns auch nicht spurlos vorbei. Das zerreißt einem förmlich das Herz“, sagt ein Ermittlungsbeamter der Polizeidirektion Chemnitz. Es gebe keine Hinweise auf ein Sexualdelikt, so die Leiterin der Polizeidirektion. „Es gibt auch noch keinen Tatverdächtigen und es wurde noch niemand festgenommen.“ Zum exakten Fundort wolle man aus taktischen Gründen keine Angaben machen. Nun wird im sozialen Umfeld des Mädchens ermittelt. Die Mutter des Mädchens befinde sich in psychologischer Betreuung. Am Dienstagabend sei mithilfe einer russischsprachigen Kollegin Kontakt zum Vater in der Ukraine aufgenommen worden. Das werde heute wiederholt.

Am 5. Juni hatte sich eine Frau gemeldet, die Schreie gehört haben will. „Wenn wir uns alle in die Situation hineinversetzen: Wir hören Geschrei – da mit einem Verbrechen zu rechnen, ist nicht leicht. Wir sind sehr dankbar, dass sich die Zeugin mit ihrer Beobachtung bei uns meldete“, sagt eine Beamtin. Der Schrei sei „am späten Nachmittag“ gehört worden in einem Bereich, der zwei Kilometer entfernt vom späteren Fundort liegt – dieser sei auch der Tatort. Man ermittle nun wegen Totschlags oder Mord, weil die Polizei sicher sei, dass Valeriia Opfer eines Verbrechens wurde. Die Ermittlungen würden sich auf das nahe Umfeld des Mädchens konzentrieren.

Zu Wochenbeginn waren einmal mehr Anrainer befragt worden. Die Ermittlungen liefen auf Hochtouren. Am Dienstag erfolgte erneut eine größere Suchaktion mit Hunderten Polizisten und Polizistinnen, die sich auf das westliche Stadtgebiet konzentrierte, wo bisher noch kaum gesucht worden war. Die Ermittler hatten dieses Gebiet ausgewählt, weil Zeugen Hilferufe im Wald gehört haben wollen, heißt es. Gegen 14.30 Uhr wurde am Dienstag (11. Juni) eine Leiche gefunden.

Verbreitung über „Aktenzeichen XY … ungelöst“

Das aus der Ukraine stammende Mädchen lebte mit seiner Mutter seit 2022 in Deutschland. Es war am 3. Juni zuletzt gesehen worden, als es sich auf den Weg in die Schule machte. Doch dort war es nie angekommen. Ein Mitschüler, der an dem Tag zu spät zur Schule kam, will das Mädchen gegen 9.20 Uhr vor der Schule gesehen haben. Es wirkte, als habe sie dort auf jemanden gewartet. Die Ermittler gingen diesem Hinweis nach und suchten den Bereich mit Hunden ab – jedoch ohne Erfolg. Auch eine Verbreitung der Vermisstenmeldung über die Fernsehsendungen „Aktenzeichen XY … ungelöst“ im ZDF und „Kripo live“ im MDR hatte laut Polizei keine konkreten Hinweise auf das Mädchen gebracht.

Schon in der vergangenen Woche hatte sich die Mutter der Neunjährigen öffentlich zu Wort gemeldet. Sie war 2022 mit ihren beiden Kindern vor dem Krieg in der Ukraine geflohen und hatte schließlich in Sachsen Zuflucht gefunden. Der Vater der Kinder blieb in der Ukraine. Mit ihm habe es zuletzt „Schwierigkeiten“ gegeben, erklärte Valeriias Mutter gegenüber der „Bild“-Zeitung, welche, wollte sie nicht konkretisieren. Sie habe zu dem Mann aber ein gutes Verhältnis.

Vater veröffentlichte Videobotschaft

Der Vater (32), der im Ukrainekrieg kämpft, war bis zuletzt von einer Entführung seiner Tochter überzeugt. Er veröffentlichte eine Videobotschaft, in der er sich an die mutmaßlichen Entführer wendet: „Ich richte mein Wort an diejenigen, die an ihrem Verschwinden beteiligt sind: Finden Sie in sich den Mut, uns Eltern unser geliebtes Kind zurückzugeben. Ich hoffe so sehr, meine Tochter bald in den Arm nehmen zu können“, erklärt er in dem Clip. Mit einer Ausnahmegenehmigung der Armee plant der Ukrainer nun nach Deutschland zu reisen.