„Hey guys, in diesem Video geht es um STRG_F“ – mit diesen Worten leitete der deutsche YouTuber Rezo vor einem halben Jahr einen monatelangen Konflikt mit dem öffentlich-rechtlichen Online-Format STRG_F ein. In einem 38-minütigen Video äußerte er harte Kritik an der Arbeitsweise der Redaktion hinter dem Format – die Rede ist von journalistischen Fehlern, ein unfairer Umgang mit dem YouTuber, Lügen und Framing.
Die Vorwürfe sind umfangreich und schwerwiegend. Im Fokus der Anschuldigungen stehen zwei Videos – eines handelt von einem Hersteller für Nahrungsergänzungsmittel, „More Nutrition“, mit dem Rezo in der Vergangenheit zusammengearbeitet hatte, das andere von Superreichen und ihrem Einfluss auf das Klima.
Videos des Formats waren fehlerhaft
Neben zahlreichen Vorwürfen zu inhaltlichen Fehlern und mangelnder Recherche (STRG_F behauptete unter anderem, dass Rezo weiterhin mit „More Nutrition“ zusammenarbeiten werde, obwohl dieser gegenüber der Redaktion bereits bekannt gegeben hatte, dass er gerade an einem Aufhebungsvertrag arbeite), geht es vor allem um den Ablauf einer Anfrage des Formats bei Rezo. Zu kurze Fristen, mangelnde Rücksicht auf persönliche Termine, eine konflikthafte Kommunikation. Die vollständige Kritik findet man in Rezos Video „Meine Kritik an StrgF & wie sie arbeiten“:
STRG_F reagierte etwa einen Monat später mit einem Statement-Video. Es versuchte, die Vorwürfe des YouTubers zu kontern, war dabei wenig einsichtig und die Redakteure im Video wirkten stellenweise etwas pikiert. Schnell wurde klar, dass diese Reaktion wie Öl im Feuer war – Rezo reagierte darauf mit einem weiteren Video, das neue Vorwürfe ins Spiel brachte, die das öffentlich-rechtliche Reportageformat in den Augen der Online-Community noch schlechter dastehen ließen. Eine Lösung des Konflikts war zu diesem Zeitpunkt nicht in Sicht.
„Selbstverteidigungsreflex überwog journalistischer Sorgfaltspflicht“
Geschlagene sechs Monate nach den ersten Vorwürfen von Rezo erschien dann ein „Abschlussbericht“ der STRG_F-Redaktion – die lange Wartezeit sorgte auf sozialen Medien nicht gerade für eine Glättung der Wogen. Das 17-seitige Dokument sei „das Ergebnis eines mehrstufigen Aufarbeitungsprozesses“, Journalistinnen und Journalisten aus dem NDR sowie außerhalb des NDR hätten daran mitgewirkt. Ein Video, in dem die Vorwürfe aufgearbeitet werden, gibt es nicht – das hätte beim ersten Mal ja auch nicht so gut funktioniert, so die Redaktion in Kommentaren auf Instagram.
Dass das Format der Reaktion das Problem war, darf allerdings stark bezweifelt werden. Vielmehr dürfte es – und das sieht STRG_F auch im Aufarbeitungsbericht ein – daran liegen, dass „die Haltung im Statement-Video von Uneinsichtigkeit geprägt“ war, bestehende Fehler nicht benannt und korrigiert und neue Fehler produziert wurden. Die Redaktion des Reportageformats bedauere es, dass „der Selbstverteidigungsreflex gegenüber der journalistischen Sorgfaltspflicht überwogen hat“.
Für STRG_F wird die Zukunft schwierig
Personelle Konsequenzen soll es keine geben, doch STRG_F gelobt Besserung: Weniger Videos, dafür mehr Zeit für Recherchen und Prüfverfahren. Quellen sollen außerdem besser ausgewiesen und Informationen von zusätzlichen Faktencheckern überprüft werden. Eine vollständige Auflistung der Maßnahmen findet sich im Abschlussbericht von STRG_F.
Auf sozialen Medien wird die Aufarbeitung größtenteils negativ aufgenommen. Zu lange hätte sie gedauert, zu wenig sei dabei herausgekommen. STRG_F ist in einer schwierigen Lage, die Redaktion muss sich das verlorene Vertrauen erst wieder hart erkämpfen. Eines steht fest: Für viele werden die Reportagen des Formats in Zukunft einen üblen Beigeschmack haben.