Der aus Bayern stammende deutsche Islamkritiker Michael Stürzenberger ist Freitagmittag bei einer Messerattacke auf eine Versammlung von Pax Europa in der Stadt Mannheim verletzt worden. Neben Stürzenberger verletzte der Angreifer fünf weitere Menschen. Ein Polizist musste laut Sicherheitskreisen notoperiert werden. Der Polizist wurde nun in ein künstliches Koma versetzt. „Er schwebt weiterhin in Lebensgefahr“, sagte ein Sprecher des Landeskriminalamts am Samstag. Der Angreifer wurde niedergeschossen und ebenfalls verwundet. Laut Medien handelt es sich um einen 25-Jährigen aus Herat in Afghanistan, der in Südhessen lebt.

Eine Bestätigung dafür gab es am Freitagabend nicht. Offiziell war Identität des Angreifers unklar. Das teilten die Staatsanwaltschaft Karlsruhe, das Polizeipräsidium Mannheim und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg Freitagabend gemeinsam mit. Die Ermittlungen übernahm die Staatsschutzabteilung der Staatsanwaltschaft Karlsruhe.

„Der Angriff geschah, bevor die Veranstaltung überhaupt losging, das muss von langer Hand geplant worden sein“, sagte die Schatzmeisterin von Pax Europa, Stefanie Kizina. Sie sprach außerdem von einem „Terrorangriff“ auf Stürzenberger. Deutschlands Innenministerin Nancy Faeser erklärte, die Ermittlungen würden die Hintergründe der Tat aufklären, insbesondere den Hintergrund und die Motive des Täters. „Wenn die Ermittlungen ein islamistisches Motiv ergeben, dann wäre das eine erneute Bestätigung der großen Gefahr durch islamistische Gewalttaten, vor der wir gewarnt haben.“ Der Angreifer ist jedoch weiterhin nicht vernehmungsfähig. Das Motiv sei immer noch unklar, sagte eine Sprecherin des Landeskriminalamts Baden-Württemberg am Sonntag. 

Zur Verletzung Stürzenbergers sagte Kizina der „Bild“-Zeitung: „Er wurde am Bein und im Gesicht getroffen, wird notoperiert. Lebensgefahr besteht offenbar nicht“. Auf einem Video ist zu sehen, wie ein Beamter auf den Angreifer schießt. Mehrere Polizisten fixieren ihn danach auf dem Boden. Der Mannheimer Marktplatz befindet sich mitten in der Innenstadt der 300.000-Einwohner-Stadt im Norden des deutschen Bundeslandes Baden-Württembergs.

Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht sprach Freitagabend von einer Terrorattacke. „Im Namen der Stadt Mannheim und der Mannheimer Stadtgesellschaft verurteile ich diese niederträchtige, brutale Terrorattacke im Rahmen einer islamkritischen Veranstaltung auf das Schärfste“, sagte der CDU-Politiker.

Deutschlands Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigte sich entrüstet. „Ich verurteile die Tat in Mannheim aufs Schärfste!“, schrieb seine Sprecherin in seinem Namen auf X. „In unserer Demokratie darf kein Platz für Gewalt sein - Gewalt zerstört Demokratie. Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut.“ Er wünsche den Verletzten ein rasches Genesen und dankte der Polizei für ihr schnelles Eingreifen.

FPÖ spricht einmal mehr von „gescheiterter Asylpolitik“

Vizekanzler Robert Habeck wünschte den Verletzten schnelle und gute Besserung. „Furchtbare Szenen der Gewalt heute in Mannheim, bei denen sogar ein Polizist schwer verletzt wurde, als er das tat, was seine Aufgabe ist: Menschenleben schützen, egal wann, wo und wen. „Das muss jetzt schnell aufgeklärt werden“, sagte Habeck. „Gewalt darf keinen Platz haben.“ Wer meine, irgendetwas für dieses Land zu tun, indem er jemandem ein Messer in den Körper ramme, der irre gewaltig, sagte die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock bei einer Wahlkampfveranstaltung der Grünen in Hamburg.

Auch aus Österreich gab es Reaktionen. ÖVP-Bundeskanzler Karl Nehammer sprach von entsetzlichen Bildern. „Verhetzung und Radikalisierung führen zu grausamen Gewalttaten auf offener Straße. Radikale werden immer radikaler, in Worten und in Taten“, postete Nehammer auf X. Für FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker ist die Attacke in Deutschland das Ergebnis einer „gescheiterten Asylpolitik“. Waffenverbotszonen und andere Show-Maßnahmen würden nichts bringen, erklärte Hafenecker.

Deutsche Bundesanwaltschaft ermittelt

Die deutsche Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen. Die oberste deutsche Anklagebehörde in Karlsruhe begründete dies am Montag mit der „besonderen Bedeutung des Falls“. „Wir gehen von einer religiösen Motivation der Tat aus“, sagte eine Sprecherin. Die Sprecherin führte aus, man gehe davon aus, dass der Mann islamkritischen Menschen ihr Recht auf freie Meinungsäußerung absprechen wollte.

Fünf weitere Männer, darunter BPE-Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger, waren im Zuge der Attacke ebenfalls verletzt worden. Der mutmaßliche Täter, ein afghanischer Staatsbürger, war von einem weiteren Polizisten angeschossen worden. Er soll sich seit 2013 in Deutschland befunden haben und in Hessen wohnen.

Ermittler hatten seine Wohnung in Heppenheim bereits wenige Stunden nach der Tat Freitagabend durchsucht. Dabei wurden auch elektronische Datenträger sichergestellt. Der 25-Jährige war polizeilich bisher nicht bekannt.