Wer in diesem Sommer mit einem E-Auto oder einen Plug-in-Hybrid im Urlaub durch Griechenland fahren möchte, muss sich auf Probleme einstellen: Die meisten Fähren nehmen keine voll aufgeladenen Elektrofahrzeuge mehr mit – offiziell „aus Sicherheitsgründen“. Die Akkus dürfen für den Transport auf einer Fähre höchstens zu 40 Prozent ihrer Kapazität geladen sein.

Kontrolle durch Schiffsbesatzung

Mitglieder der Schiffsbesatzung kontrollieren den Ladezustand beim Einschiffen auf den Displays der Fahrzeuge. Damit kann die Reise schon in Venedig, Ancona oder Bari zu Ende sein – wenn man von diesen italienischen Häfen aus zum griechischen Patras oder Igoumenitsa übersetzen will, wie es im Sommer viele Auto-Urlauber tun. Wer an der Laderampe mit voller Batterie erwischt wird, kann höchstens versuchen, den Akku auf 40 Prozent herunterzufahren. Er verpasst dann aber wohl die Abfahrt des Schiffes.

Die Regelung gilt seit dem 16. April, und zwar ebenso für die Fährverbindungen zwischen Griechenland und Italien, wie auch für alle innergriechischen Passagen, etwa zwischen Piräus und den Kykladeninseln oder Kreta. Inzwischen machen griechische Fährgesellschaften wie Superfast Ferries und Anek Lines auf die Vorschrift aufmerksam – wie auch die zur italienischen Reederei Grimaldi gehörende Minoan Lines. Trotzdem hat sich die neue Beförderungsvorgabe noch nicht überall herumgesprochen, weder unter Einheimischen, noch unter ausländischen Autotouristen. Das zeigt sich in den Häfen, wo täglich Fahrer von E-Autos und Hybriden zurückgewiesen werden, wenn ihre Batterie zu voll ist.

Die Reedereien berufen sich auf eine neue Richtlinie des Ministeriums für die Handelsmarine – die auf eine Studie der Europäischen Agentur für Sicherheit im Seeverkehr (EMSA) verweist. Die Studie warnt vor Brand- und Explosionsgefahren, die angeblich von E-Fahrzeugen ausgehen. Die Richtlinie des griechischen Ministeriums sieht auch Einschränkungen für den Transport von Fahrzeugen mit Erdgas- oder Flüssiggastreibstoff vor. Ihre Tanks dürfen nur zu 50 Prozent gefüllt sein. Außerdem sollen die Schiffsbesatzungen vor der Einschiffung die Tanks auf Lecks untersuchen sowie die Batterietemperatur von E-Autos messen. Wie das praktisch ablaufen kann: völlig unklar.

Erlass trifft auch Einheimische

Mehr noch als die Touristen trifft der Lade-Erlass Einheimische: Autofähren sind ein wichtiges Verkehrsmittel, vor allem für auf den über 100 bewohnten Inseln. 2023 beförderten die Fähren rund 4,8 Millionen Fahrzeuge. Die Ladegrenze ist auch deshalb umstritten, weil das Land beim Ausbau des Ladenetzes noch weit zurückliegt: Es gibt nur etwa 2000 öffentliche Ladesäulen. Auf den Inseln ist die Versorgung noch dünner. Auf ganz Kreta gibt es nur 40 Ladepunkte, auf Rhodos sieben. Kommt man hier mit weniger als halb geladener Batterie an, wird Urlaub schnell zum Stress.

Fachleute zweifeln jedenfalls am Sinn der neuen Bestimmungen. Experten des Automobilclubs ADAC sehen keine Hinweise darauf, dass von Elektroautos eine größere Brandgefahr ausgeht als von Verbrennern. Allerdings seien die Brandszenarien von E-Autos und Verbrennern unterschiedlich. Es gelte deshalb, die Schiffsbesatzungen zu trainieren, damit sie Brände von E-Fahrzeugen richtig bekämpfen können.