Das Video, das seit Tagen für einen Sturm der Entrüstung sorgt, dauert nur wenige Sekunden. Zu sehen ist eine Gruppe junger Leute, die beim Feiern in einem Nobellokal auf der deutschen Nordseeinsel Sylt anscheinend völlig ungeniert und ohne, dass sich andere Gäste daran stören, „Deutschland den Deutschen – Ausländer raus!“, zum Lied „L‘amour Toujours“ des DJs Gigi D‘Agostino skandieren. Ein Mann macht eine Geste, die an einen Hitlergruß erinnert, deutet einen Hitler-Bart an. Der Staatsschutz ermittelt wegen Volksverhetzung und des Verwendens verfassungswidriger Kennzeichen.
Der Deutsche Kanzler Olaf Scholz (SPD) bezeichnete das Verhalten der Gruppe als „ekelig“ und „nicht akzeptabel“. Innenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach von einer „Schande für Deutschland“. Die Lokalbetreiber distanzierten sich von der Aktion und beteuerten, nichts davon mitbekommen zu haben. Man habe mittlerweile Strafanzeige erstattet.
Partygast zeigte Hitlergruß
Für einige der Beteiligten hat das Video bereits Konsequenzen: Die Influencerin Milena Karl erkannte eine Mitarbeiterin auf dem Video und löste nach eigenen Angaben deswegen das Anstellungsverhältnis auf. Sie sei selbst Migrantin und werdende Mutter, alles, was auf dem Video zu sehen sei, „steht für eine Gesellschaft, in der ich mein Kind nicht großziehen möchte“. Auch eine Werbeagentur gab an, einen Mitarbeiter fristlos entlassen zu haben.
Zu einem ähnlichen Vorfall kam es in einem Club in Löningen (Niedersachsen), auch hier ermittelt der Staatsschutz. Laut deutschen Medien hätten Mitglieder eines Schützenvereins rassistische Parolen – ebenfalls zu „L‘amour Toujours“ – gegrölt, einer der Beteiligten zeigt einen Hitlergruß.
Rechtsextreme versuchen schon länger, das Lied in Kombination mit entsprechenden Parolen zu instrumentalisieren. Via „Spiegel“ meldete sich nun Gigi D‘Agostino, der Interpret des Hits aus dem Jahr 2001, zu Wort: Er wisse nichts von den Vorfällen und wolle sich dazu auch nicht äußern, zum Lied aber sehr wohl. Es gehe um „ein wunderbares, großes und intensives Gefühl, das die Menschen verbindet. Es ist die Liebe.“
Mittlerweile hat sich auch jener junge Mann zu Wort gemeldet, der den Hitler-Gruß gezeigt hat. „Ich kann mir vorstellen, dass viele Menschen, die das jetzt lesen, mir nicht abnehmen, dass es mir unendlich leidtut“, wird er in der Bild-Zeitung zitiert.