Zhang Zang war im Februar 2020 der Meinung, dass die Menschen direkt aus Wuhan erfahren sollten, was es mit dem Coronavirus und der Gefahr einer globalen Pandemie auf sich hat. Also reiste die heute 40-jährige Juristin in die Millionenstadt und berichtete davon. Chinas Behörden nahmen die Bürger-Reporterin daraufhin fest, im Dezember 2020 wurde sie zu vier Jahren Haft verurteilt. Der offizielle Grund eines Gerichts in der ostchinesischen Metropole Shanghai lautete: Sie habe Streit gesucht und Aufruhr provoziert.
Nicht ganz vier Jahre nach ihrer Verurteilung ist Zang nun wieder auf freiem Fuß. Unterstützer der früheren Anwältin veröffentlichten in der Nacht auf Mittwoch auf der Plattform X ein Video von ihr. Darin sagt sie: „Hallo, ich bin Zhang Zhan.“ Am 13. Mai um 5 Uhr habe sie die Polizei in die Wohnung ihres Bruders nach Shanghai gebracht.
Seit ihrem offiziellen Entlassungstermin (13. Mai) fehlte jede Spur von der Chinesin. Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) zeigte sich erleichtert über die Bestätigung der Freilassung Zhang Zhans, betonte jedoch, dass sie nicht wirklich frei sei und weiterhin unter strenger Überwachung stehe. Außerdem könnten die Behörden ihr trotz verbüßter Strafe eine Reise ins Ausland verwehren.
Hungerstreik nach Festnahme
Zhang war eigentlich Anwältin. Nach ihren Berichten als Bürgerreporterin entzogen ihr die Behörden die Lizenz. Sie hatte ihre Erlebnisse unter anderem auf der in China gesperrten Videoplattform Youtube und dem Online-Netzwerk X publik gemacht, das damals noch Twitter hieß. Berichten zufolge trat sie nach ihrer Festnahme im Mai 2020 in einen Hungerstreik, wurde zeitweise zwangsernährt und wog zwischenzeitlich nur noch 40 Kilogramm. Reporter ohne Grenzen und die Menschenrechtsaktivisten von Amnesty International forderten mehrfach ihre Freilassung und internationalen Druck auf die chinesische Regierung.
Amnesty International Österreich richtete eine Petition ein, die von 5270 Personen unterschrieben wurde. In der Mitteilung zu Zhang Zangs Verhaftung hieß es: „Bürgerjournalist*innen waren die erste, wenn nicht einzige Quelle für unzensierte Informationen aus erster Hand zum COVID-19-Ausbruch in China. Ihre mutige Arbeit sollte geehrt werden, anstatt bestraft.“
Pandemie ging von Wuhan aus
Ende 2019 war die damals noch unbekannte, verheerende Viruserkrankung Covid-19 in Wuhan aufgetreten und zunächst weitgehend vertuscht worden. Erst Wochen später folgten ein Lockdown und die rigide Null-Covid-Strategie Chinas mit harten Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens, die sich Anfang 2022 kaum noch aufrechterhalten ließ. Im Dezember 2022 gab die Regierung die viel kritisierte Strategie überraschend auf. Die Folge war eine massive Corona-Welle bis Anfang des vergangenen Jahres.