Medien warnen seit Monaten vor möglichen gesundheitlichen Konsequenzen der „One Chip Challenge“ – eine Mutprobe, bei der man einen extrem scharfen Maischip isst und dann so lange wie möglich nichts trinken soll, um den brennenden Schmerz zu stillen. Die Reaktion der meist jugendlichen Mutproben-Teilnehmer auf das Brennen im Mund soll dabei gefilmt werden. Als abschreckendes Beispiel wurde in diesem Zusammenhang immer wieder der Tod des 14-jährigen Harris Wolobah aus dem US-Bundesstaat Massachusetts genannt. Ein Autopsiebericht bestätigte nun, was viele schon vermutet hatten.

Demnach verstarb Wolobah am 1. September letzten Jahres an einem „Herzkreislaufstillstand im Zusammenhang mit der kürzlichen Einnahme von Lebensmitteln mit hoher Capsaicin-Konzentration.“ Capsaicin ist jene Substanz, die etwa Chilis, Paprikas oder Pfefferoni ihre Schärfe verleiht. Der Chip wird mit Extrakten von zwei der schärfsten Chili-Sorten gewürzt: Carolina Reaper und Naga Viper. Verkauft werden die Maischips der Marke Paqui einzeln – in einer Box in der Form eines Sargs. Darauf abgebildet ist ein roter Totenkopf, durch den sich eine grüne Schlange windet.

Hersteller rechtfertigt sich

Wenige Tage nach dem Tod Wolobahs nahm der Hersteller das Produkt vom Markt. In einer Stellungnahme sprach Paqui der Familie und den Freunden des Verstorbenen sein Beileid aus, betonte aber auch, dass die von ihnen ausgerufene „One Chip Challenge“ nur für Erwachsene gedacht gewesen sei, mit „deutlicher Kennzeichnung, die hervorhebt, dass das Produkt nicht für Kinder oder Personen geeignet ist, die empfindlich auf scharfe Speisen reagieren oder gesundheitliche Probleme haben.“ Diese hatte Harris Wolobah aber, der 14-Jährige litt dem Autopsie-Bericht zufolge an einem angeborenen Herzdefekt und einer krankhaften Vergrößerung des Herzens. Seine Herzprobleme könnten demnach zu seinem Tod beigetragen haben.

In Kalifornien waren Medienberichten zufolge drei Jugendliche nach ihrer Teilnahme an der Mutprobe mit den extrem scharfen Chips ins Krankenhaus eingeliefert worden. Auch im Bundesstaat Minnesota litten sieben Teenager nach der Teilnahme an gesundheitlichen Beschwerden. Zu Vorfällen kam es auch in Europa. In Deutschland gab es etwa mehrere Notarzt-Einsätze. In Österreich warnte im November die AGES im Auftrag des Gesundheitsministeriums vor dem Produkt „Hot Chip Challenge“, dem Pendant eines tschechischen Herstellers.

Weitere tödliche Mutproben

Mutproben in den Sozialen Medien führten in den letzten Jahren immer wieder zu gesundheitlichen Problemen oder sogar bis zum Tod von Jugendlichen. So nahmen zunächst als Scherz gedachte Inhalte über den Verzehr von Waschmittel eine eigene Dynamik an, die Anfang 2018 in der „Tide Pod Challenge“ mündete. Dabei geht es darum, in die Waschmittelkapseln der gleichnamigen Marke zu beißen. Dutzende Vergiftungsfälle waren die Folge. Die „Choking Challenge“, bei der Teilnehmer absichtlich in Ohnmacht fielen, forderte weltweit Todesopfer – 2016 starb ein 13-Jähriger in Graz.