Ein Bärenweibchen, das im vergangenen Jahr in den Alpen im norditalienischen Trentino einen Jogger tötete, soll in einem Schutzgebiet in Deutschland untergebracht werden. Dies teilten die Behörden der Provinz Trient am Dienstag mit. Nachdem die Bärin mit dem Code JJ4 im April 2023 den 26-jährigen Jogger getötet hatte, ordneten die Behörden von Trient ihre Gefangennahme und Hinrichtung an. Das Todesurteil wurde durch rechtliche Einwände von Umweltschützern blockiert.
„JJ4 wird bis zum Herbst umgesiedelt“, sagte Roberto Failoni, Stadtrat für Tourismus und Jagd in Trient, gegenüber der Tageszeitung „Corriere del Trentino“. Die Bärin soll im Bärenpark Worbis in Thüringen ein neues Zuhause finden. Seit 2010 befindet sich in einem anderen Park im Schwarzwald auch JJ4s Mutter, die Bärin „Jurka“.
Zahl der Bären hat durch EU-Projekt massiv zugenommen
Nachdem JJ4 eingefangen und ins Wildtierzentrum „Casteller“ gebracht worden war, schaltete sich die Tierschutzorganisation „Lav“ ein. Die Organisation schlug einen Transport des Tieres auf eigene Kosten ins Bärenreservat „Libearty Sanctuary“ nach Zarnesti in Rumänien vor. Tierschützer beklagten, dass ein „Klima der Angst und des Hasses“ gegenüber den Bären im Trentino angefacht worden sei.
In Italien hatte sich seit dem Tod des Trentiner Joggers die Debatte um das Zusammenleben von Bär und Mensch zugespitzt. Viele Menschen protestierten gegen die ursprünglichen Pläne zur Tötung von JJ4 und eines weiteren Problembären mit dem Code MJ5.
Tierschützer fordern immer wieder, Menschen für die wilden Tiere zu sensibilisieren oder Wildtierkorridore einzurichten. Nach Angaben der Provinz Trient hat die Anzahl der Bären in dem Gebiet seit Beginn des EU-Projekts „Life Ursus“ vor 24 Jahren massiv zugenommen. Statt wie geplant 50 haben sich etwa 100 wild lebende Tiere angesiedelt.