Ein Tyrannosaurus Rex könnte Werkzeuge benutzt und Wissen beziehungsweise kulturelle Verhaltensweisen an die nächste Generation weitergegeben haben – das wurde bislang angenommen. Damit wären seine kognitiven Fähigkeiten ähnlich jenen von Affen gewesen. Eine neue Studie zur Intelligenz des „Königs der Dinosaurier“ dürfte diese Annahmen nun jedoch widerlegen.

Kai R. Caspar von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und sein Team aus Paläontologen, Verhaltensforschern und Neurologen untersuchten die Techniken, mit denen die Gehirnstruktur und -größe der Urzeit-Giganten bislang errechnet wurde. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass die Größe wohl um das Zwei- bis Zehnfache überschätzt wurde. Demnach besaß er auch nicht so eine hohe Anzahl an Neuronen, wie in einer Studie im Fachmagazin „Journal of Comparative Neurology“ aus dem Jahr 2023 angenommen wurde.

Verhältnis zwischen Gehirn- und Körpermasse bei Landwirbeltieren. Dinosaurier wie T-Rex zeigten ein Gewichtsverhältnis, das dem lebender Reptilien entsprach.
Verhältnis zwischen Gehirn- und Körpermasse bei Landwirbeltieren. Dinosaurier wie T-Rex zeigten ein Gewichtsverhältnis, das dem lebender Reptilien entsprach. © University Of Alberta / Cristián Gutiérrez-ibáñez

„Es ist keine gute Praxis, die Intelligenz ausgestorbener Arten vorherzusagen, wenn rekonstruierte Neuronenzahlen aus Hirnabdrücken alles sind, worauf wir uns stützen können“, kritisierte Caspar in seinen Forschungsergebnissen im Fachmagazin „The Anatomical Record“. Ornella Bertrand von der Autonomen Universität Barcelona ergänzte: „Neuronenzahlen sind keine guten Prädiktoren für kognitive Leistungen“. Orcas beispielsweise hätten etwa 20 Milliarden mehr Hirnnervenzellen als Menschen, sind uns kognitiv aber dennoch deutlich unterlegen.

Vielmehr müsse man seine Thesen anhand der Skelettanatomie, Knochenhistologie, des Verhaltens lebender Verwandter und Spurenfossilien beweisen.

„Faszinierend und erschreckend zugleich“

Das Fazit der Studie, bei der auch die Kognitionsforscherin Jennifer Colbourne von der Veterinärmedizinischen Universität Wien mitgearbeitet hat, ist, dass die Hirnleistung der Saurier eher mit jener moderner Reptilien wie Krokodilen und Eidechsen als mit Primaten verglichen werden kann. Ihre Intelligenz reichte also wahrscheinlich aus, um lebenswichtige Aufgaben zu bewältigen, übertraf aber nicht die kognitiven Fähigkeiten moderner Reptilien.

„Die Möglichkeit, dass T-Rex so intelligent wie ein Pavian gewesen sein könnte, ist faszinierend und erschreckend zugleich und hat das Potenzial, unser Bild von der Vergangenheit neu zu erfinden“, erklärt Darren Naish von der Universität Southampton. „Aber unsere Studie zeigt, dass alle Daten, die wir haben, dagegen sprechen. Sie waren eher wie hochintelligente Riesenkrokodile, und das ist genauso faszinierend.“

Immerhin könnten Krokodile auch aus Fehlern lernen, Menschen voneinander unterscheiden und bei ihrer Jagd Täuschungsmanöver einsetzen, um ihre Beute zu verwirren.