Der indonesische Vulkan Ruang ist am Freitag erneut ausgebrochen und hat große Mengen Asche ausgestoßen. Wegen der am Dienstag begonnenen Eruptionen des Ruang wurden bereits tausende Menschen in Sicherheit gebracht, am Freitag galt weiter die höchste Warnstufe vier. Die Bewohner der Nachbarinsel Tagulandang wurden weiterhin vor der Gefahr eines Tsunamis durch von dem Vulkan ausgestoßene Lavamassen und Gesteinsbrocken gewarnt.
Die örtlichen Behörden hatten am Freitag zunächst erklärt, der Ruang habe sich beruhigt, die Gefahr sei aber noch nicht gebannt. Tatsächlich stieß der Vulkan ein paar Stunden später wieder große Mengen Asche aus. Nach Angaben der indonesischen Vulkanologiebehörde stieg die Aschewolke über dem Krater 400 Meter hoch. Die Anrainer wurden aufgerufen, Schutzmasken zu tragen, um Atemwegsbeschwerden zu vermeiden.
Der 30-jährige Riko, der auf der benachbarten Insel Tagulandang lebt, sagte, er sei von dem erneuten Ausbruch „überrascht“ worden. „Wir haben Angst“, berichtete er. Vor dem erneuten Ausbruch hatten am Freitag auf Tagulandang hunderte Bewohner damit begonnen, das während in den vergangenen Tagen auf ihre Dörfer niedergegangene Geröll fortzuräumen. Wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete, wurden die Inselbewohner dabei von Soldaten und Polizisten unterstützt.
Der 64-jährige Inselbewohner Herman Sahoa sagte, das von dem Vulkan ausgestoßene Geröll habe das Dach seines Hauses beschädigt. „Wir brauchen wirklich so bald wie möglich Planen, damit wir das undichte Dach abdichten können“, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. In Teilen der Insel war überdies die Stromversorgung lahmgelegt.
6.000 Leute evakuiert
Seit Dienstagabend (Ortszeit) war der Ruang im Nordosten Indonesiens binnen 24 Stunden etwa ein halbes Dutzend Mal ausgebrochen. Dabei stieg eine hunderte Meter hohe Rauchsäule über dem Krater auf, Lava floss die Hänge hinab. Der Ruang befindet sich auf einer kleinen Insel unweit von Tagulandang, wo etwa 20.000 Menschen leben. Mehr als 6.000 von ihnen wurden auf die von dem Vulkan abgewandte Seite der Insel in Sicherheit gebracht, wie Joikson Sagunde von der örtlichen Katastrophenschutzbehörde am Freitag sagte. Verletzte wurden zunächst nicht gemeldet.
In einem Sechs-Kilometer-Umkreis rund um den Ruang wurde eine Sperrzone eingerichtet. Die Warnung, aus dem Vulkan ausgestoßene Lavamassen und Gesteinsbrocken könnten einen Tsunami auslösen, galt am Freitag vorerst weiter. Wegen der Vulkanausbrüche wurde auch der mehr als 100 Kilometer entfernte internationale Flughafen der Stadt Manado geschlossen. Laut der nationalen Katastrophenschutzbehörde sollte der Flugbetrieb nicht vor Freitagabend wieder aufgenommen werden.
2018 hatte ein Ausbruch des Vulkans Anak Krakatoa, der zwischen den Inseln Java und Sumatra liegt, einen Tsunami ausgelöst. Weil der Krater teilweise einstürzte, entstand damals eine so heftige Flutwelle, dass mehr als 400 Menschen ums Leben kamen.
Das südostasiatische Indonesien mit seinen mehr als 17.000 Inseln liegt auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring, wo mehrere Erdplatten zusammenstoßen. Es kommt daher dort häufig zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen.