Italien zählt bereits zu den EU-Ländern mit den strengsten Rauchverboten. In einigen Städten wird das Rauchverbot jetzt noch mehr verschärft. Die Stadt Turin hat das Rauchen im Freien verboten, wenn andere Personen nicht mindestens fünf Meter entfernt sind. Der Turiner Bürgermeister Stefano Lo Russo bezeichnete diese Entscheidung als „gesunden Menschenverstand“. „Es geht darum, diejenigen zu respektieren, die nicht rauchen, und in gewisser Weise auch darum, eine Kultur des Respekts zu fördern“, sagte Lo Russo, der den Sozialdemokraten (PD - Partito Democratico) angehört.
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Wer sich über die Verordnung hinwegsetzt, dem droht eine Geldstrafe von 100 Euro. Das Verbot gilt für Zigaretten, Zigarren, Pfeifen, erhitzte Tabakprodukte und E-Zigaretten, wie aus einer vom Stadtrat verabschiedeten Verordnung hervorgeht. Sie besagt, dass man in der Nähe von anderen rauchen darf, „wenn diese ausdrücklich zustimmen“, während das Rauchen unter freiem Himmel in Gegenwart von Kindern und Schwangeren gänzlich verboten ist.
Per Gesetz ist in Italien bereits seit 2003 das Rauchen in allen öffentlichen Gebäuden, Büros, Bars, Restaurants, Diskotheken und Hotels verboten, falls es keine dort völlig getrennten Raucherzimmer und ein funktionierendes Belüftungssystem gibt. Die Übergangsfrist lief bis 2005, seit damals besteht das strikte Rauchverbot. Wer in öffentlichen Bereichen trotzdem zur Zigarette greift, muss mit Geldstrafen von mindestens 27 Euro rechnen. Falls vor Kindern oder Schwangeren geraucht wird, drohen bis zu 600 Euro Strafe.
Anti-Tabak-Gesetz in Neuseeland gekippt
Noch rigider gegen das Rauchen wollte Neuseeland vorgehen: Der Pazifikstaat hatte unter Führung von Labour-Chefin Jacinda Ardern Ende 2022 ein wegweisendes Gesetz für ein Rauchverbot für Menschen verabschiedet, die ab 2009 geboren wurden. An sie hätte lebenslang kein Tabak mehr verkauft werden dürfen. Damit sollten Jugendliche gar nicht mehr in Versuchung geführt werden, mit dem Rauchen zu beginnen. Auch waren eine Senkung des Nikotingehalts in Zigaretten sowie eine geringere Zahl an Tabak-Verkaufsstellen in dem Gesetz verankert. Bereits 2025 sollte das Land weitgehend rauchfrei sein. Rauchen ist die häufigste Ursache vermeidbarer Todesfälle in Neuseeland. Die Gesetze sollten ab Juli dieses Jahres schrittweise in Kraft treten. Doch im Februar hat Neuseelands konservative Regierung zum Entsetzen von Gesundheitsexperten die drastischen Anti-Tabak-Gesetze der linken Vorgängerregierung im Eilverfahren gekippt.
Und auch das britische Parlament befasst sich derzeit mit einem Gesetz, das Tabak- und E-Zigaretten für Personen, die nach 2009 geboren wurden, verbieten würde. Am Dienstag stimmte eine überwältigende Mehrheit der Parlamentarier (383 zu 67 Stimmen) für die Pläne der Regierung. Nach der „Tobacco and Vapes Bill“ würde Kindern, die in diesem Jahr 15 Jahre alt oder jünger werden, niemals legal Tabak verkauft werden. Das gesetzliche Verkaufsalter für Zigaretten in England soll jedes Jahr um ein Jahr angehoben, bis es schließlich für die gesamte Bevölkerung illegal ist. Die Regierung strebt an, das neue System bis 2027 in Kraft zu setzen. Der Gesetzentwurf muss aber noch mehrere Abstimmungen durchlaufen und das „House of Lords“ passieren.
Der Vorstoß, der auch von Premier Rishi Sunak unterstützt wird, sorgte für einen weiteren Aufstand in den Reihen der Konservativen Partei und löste eine Debatte darüber aus, wofür die britischen Konservativen stehen sollten. So kritisierten die Ex-PMs Liz Truss und Boris Johnson das geplante Gesetz scharf. Kritiker, wie der konservative Abgeordnete Simon Clarke, warnten vor möglichen kontraproduktiven Auswirkungen. „Ich denke, dass ein komplettes Verbot kontraproduktiv sein könnte, ich denke, dass es das Rauchen cooler machen könnte, es könnte sicherlich einen Schwarzmarkt schaffen“, sagte er der BBC.