Man muss derzeit nur aus dem Fenster sehen, um zu sehen, dass die Mobilitätswende auch ganz schön feucht werden kann. Klimawandel und das 2022 beschlossene Aus für Autos mit Verbrenner-Motoren ab 2035 in der EU führen derzeit in den meisten Ländern der Europäischen Union zu steigenden Zahlen bei der Fahrrad-Nutzung. Eines der Probleme, gerade in Zeiten, wo auch Extremwetterlagen zunehmen: nicht nur die Trockenheit, sondern auch Starkregen. Einer der Gründe, warum sich Forscher derzeit mit Lösungen für Radfahrer beschäftigen, um sich vor Wetterkapriolen zu schützen.
Die Bürgerinnen und Bürger vieler südostasiatischer Länder bestreiten ihre Alltagswege mit dem Fahrrad oder Moped, auch dann noch, wenn die Regensaison startet. Auf den Straßen von Bangkok, Kuala Lumpur oder Hanoi gibt es dann skurrile Schutzmaßnahmen zu sehen. Diese reichen von Regenmänteln aus zusammengepickten Mistsackerln bis hin zu abenteuerlichen Konstrukten, die oft einen unsicheren Anschein haben.
Wer hierzulande auch bei Regen umweltfreundlich mit dem Fahrrad ans Ziel kommen möchte, muss nicht zum Bastelkönig werden: Allerlei Start-ups haben sich schon Gedanken gemacht, wie das am besten gelingt. Verschiedene überdachte E-Bike-Lösungen sind zuletzt in Deutschland auf den Markt gekommen.
Möchte man sich mit den Kreationen in den Straßenverkehr wagen, braucht es allerdings eine gehörige Portion Mut. Denn die Designs sind in den wenigsten Fällen unscheinbar. Der Hopper etwa, eine futuristische Mischung aus E-Rad und Auto, ähnelt einem bunten Golfcart. Das breite Visier schützt vor Regen und Wind, der elektrische Antrieb macht das Vorankommen auch bei starkem Windgang möglich. „Nachhaltige Mobilität ist ohne Elektrifizierung des Verkehrs momentan nicht vorstellbar“, so Sebastian Weber der bei Hopper Mobilität neu denkt. Einer der Vorteile des Hopper ist, dass er durch die Blende bei jeglicher Witterung gefahren werden kann.
Neue Lösungen
Für Aufsehen bei Fahrradmessen sorgte auch ein tretbarer Hopper mit Hinterrad-Lenkung. Der Tretantrieb mit elektrischer Unterstützung bringt bis zu 25 km/h auf die Straße. Auch ein Kofferraum ist dabei (siehe Hauptbild). Die Kunststoffkarosserie bietet Platz für zwei Personen.
Aus Norwegen, wo bekanntlich auch häufig das Wasser von oben kommt, stammt das Modell Frikar des norwegischen Herrsteller Podbike. Es handelt sich um eine Mischung aus E-Auto und E-Bike, hat Platz für einen Erwachsenen und ein Kind und darf in Norwegen auf Fahrradwegen fahren. Unübersehbar ist, dass in der Mobilitätszukunft die Grenzen zwischen E-Bike und E-Auto zunehmend verschwimmen dürften.
Es gibt aber natürlich auch weniger futuristische Lösungen. Im Internet werden zum Beispiel auch „Schachteln“ aus Plastik als Lösung für einen trockenen Weg in die Arbeit angepriesen. Der Großteil dieser wird am Lenker oder Gepäckträger befestigt und schützt mit einer Art Visier den Lenker des Fahrrads. Manko dabei: Es wird nur der Oberkörper vor dem Regen geschützt.
Wer in Sachen Regenschutz doch konservativer unterwegs ist, kann sich auch einfach einen Regenschirm am Lenkrad montieren. Das ist kostengünstig und es werden dafür lediglich Ressourcen verbraucht, die die meisten Menschen schon daheim haben. Diese einfache DIY-Lösung findet weltweit Anwendung, leider wird dabei aber die Sicht auf den Straßenverkehr stark eingeschränkt. Sobald es windig ist, sollte man – sofern nicht erprobter Windsurfer oder Segler – von dieser Lösung Abstand nehmen, sonst könnte es passieren, dass sich das Fahrrad selbstständig macht.
Wetterfest im Norden
Die Dänen sind als Radfahrernation bekannt, das Wetter in Dänemark ist nicht das beständigste. Die Lösung der Dänen für das Problem ist eine pragmatische: Eine gute Regenjacke sowie Regenhose, mehr braucht es in ihren Augen nicht, um trocken ans Ziel zu kommen. Für die immer beliebter werdenden Lastenräder gibt es Abdeckungen, ähnlich dem Regenschutz eines Kinderwagens. Analysen der Technischen Universität Dänemark zeigen, dass, je früher man am Arbeitsort ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass man diesen trocken erreicht.
Eine Studie der Universität Münster zeigt, dass in Deutschland weniger das Wetter ausschlaggebend dafür ist, wie viel das Fahrrad genutzt wird, sondern eher die Beschaffenheiten im Verkehr. Außerdem wird in Städten mit einer jüngeren Durchschnittsbevölkerung – sprich Universitätsstädten – das Rad öfter genutzt.
Ausreden, um bei Schlechtwetter auf das Rad zu verzichten, muss man sich also keine einfallen lassen. Es gilt nur, etwas mutiger oder kreativer zu sein. Andernfalls gibt es immer noch die Option, sich notgedrungen ein Plastiksackerl umzustülpen. Denn schon Bob Marley hat gesungen: „Some people feel the rain, others just get wet.“