Wladimir Putin will Konsolen, eine digitale Spiele-Vertriebsplattform, ein Betriebssystem und eine Cloud für Videospiele aus russischer Produktion. Das gab der russische Präsident im Anschluss an ein Treffen zur „sozioökonomischen Entwicklung der Region Kaliningrad“ bekannt. Die Pläne erinnern sehr stark an genau das, was das US-amerikanische Softwareunternehmen „Valve“ in den letzten zwei Jahrzehnten aufgebaut hat: Mit „Steam“ hat der Gaming-Konzern die weltweit größte Spieleplattform geschaffen, mit „SteamOS“ ein Betriebssystem und mit der „Steam Machine“ und dem „Steam Deck“ stationäre und tragbare Konsolen. Der enorme Erfolg des US-Konzerns dürfte Putin zu seinen Plänen inspiriert haben.

Umsetzung wird schwierig

Der Plan zur Entwicklung des Gaming-Ökosystems wurde von Putin an den Premierminister Mikhail Mishustin übergeben. Bis zum 15. Juni sollen die Infrastruktur und die Produktion der Hardware organisiert sein. Das dürfte laut der russischen Tageszeitung „Kommersant“ aber schwierig werden: Die Umsetzung eines Systems dieser Größenordnung könnte fünf bis zehn Jahre dauern, selbst dann würde es anderen Systemen aus technischer Sicht 15 Jahre hinterherhinken. Seit dem Angriffskrieg auf die Ukraine wird der russische Markt immer mehr von westlichen Firmen isoliert, Sony und Microsoft haben sich mit ihren Konsolen aus Russland zurückgezogen und viele Spielehersteller bieten ihre Produkte nicht mehr für russische Konsumentinnen und Konsumenten an. Zusätzlich droht der Kreml mit Verboten westlicher Spiele, berichtete der Standard. Titel wie „The Last of Us Part 2“ und „Apex Legends“ sollen laut der russischen Regierung LGBTQ-Propaganda enthalten.

Kaliningrad als russisches „Silicon Valley“

Umgesetzt soll das Projekt in Kaliningrad werden. Die russische Enklave befindet sich zwischen Litauen und Polen, hat einen Zugang zur Ostsee und ist eine Sonderwirtschaftszone. Dort steht auch eine kürzlich eröffnete Produktionsanlage für Siliziumwafer, die unter anderem für Konsolen eingesetzt werden könnten. Laut „PC Gamer“ kann die Fabrik etwa 200 Millionen Wafers pro Jahr produzieren. Da es Russland aber an hochwertigen Komponenten und technischer Erfahrung fehlt, sollten russische Gamer wohl eher auf ein Ende des Krieges hoffen.