Ramsan Achmatowitsch Kadyrow: Bereits seit 2007 ist er von Putins Gnaden Präsident der russischen Teilrepublik Tschetschenien – Menschenrechte sind ihm in seiner Amtszeit noch nicht begegnet. Außergerichtliche Tötungen und Folter von Gegnern sind ebenso allgegenwärtig, wie bizarr inszenierter Personenkult. 2010 ließ er vom tschetschenischen Parlament seine Bezeichnung von „Präsident“ in „Oberhaupt“ ändern. Noch gut im Gedächtnis ist ein TikTok-Video, das ihn angeblich beim Beten mitten in der Ukraine, wo seine Kadyrowzy-Truppen wüteten, zeigen soll. Relativ schnell erkannte man jedoch im Hintergrund eine Tankstelle, die ausschließlich in Russland betrieben wird.
Nun bringt Kadyrow mit eiserner Hand auch tschetschenisches Liedgut in Form bzw. Rhythmus: Die Behörden in der russischen Teilrepublik kündigten ein Verbot für Musik an, die von den Behörden als zu schnell oder zu langsam gewertet wird. Zwischen 80 und 116 Schlägen pro Minute (BPM) müssen „musikalische, gesangliche und choreografische Kompositionen“ aufweisen, gab der tschetschenische Kulturminister Musa Dadayew zu Protokoll. Scooter etwa, deutsches Techno-Beschallungsurgestein um den rüstigen Frontmann H. P. Baxxter, scheiden a priori aus. Kein ummz, ummz, ummz.
„Tschetschenische Mentalität und musikalischer Rhythmus“
Durch die neue Vorgabe solle garantiert werden, dass die „tschetschenische Mentalität mit dem musikalischen Rhythmus in Einklang“ stünden. Man müsse, „den Menschen das kulturelle Erbe des tschetschenischen Volkes näher bringen“, so Dadajew, der offenbar, wie Kadyrow, genau weiß, in welchem Tempo das Herz seines Volkes unisono schlägt (siehe beschwingtes Anschauungsvideo aus Kadyrows Präsidentenpalast oben). Moderne westliche, aber auch östliche Tanz- und Discomusik dürften es fortan noch schwerer haben in Tschetschenien.
Ob auch Kadyrows 15-jähriger Sohn Adam sich an die neue volkskulturelle Richtlinie halten wird, bleibt abzuwarten. Dieser hat im vergangenen Jahr zweifelhafte Berühmtheit durch ein von seinem Vater veröffentlichtes Video erlangt: Darin schlägt er einen Wehrlosen zusammen, woraufhin er nach offiziellen Angaben mit einem hohen Orden als „Held Tschetscheniens“ ausgezeichnet wurde.