Ein Gericht im Iran hat einen Polizeibeamten zum Tode verurteilt, weil er während der landesweiten Massenproteste im Jahr 2022 einen Mann getötet haben soll. Der regionale Polizeichef Jafar Javanmardi wurde „in Übereinstimmung mit dem islamischen Gesetz der Vergeltung (...) wegen vorsätzlichen Mordes zum Tode verurteilt“, erklärte Madjid Ahmadi, der Anwalt der Familie des Opfers, laut einem Bericht der reformorientierten Tageszeitung „Shargh“am Mittwoch.
Bei dem Opfer handelt es sich demnach um den 27-jährigen Demonstranten Mehran Samak, der bei einer Kundgebung in der nördlichen Stadt Bandar Ansali am 30. November 2022 von Gewehrkugeln getroffen wurde und anschließend seinen Verletzungen erlag. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen im Ausland wurde Samak von iranischen Sicherheitskräften erschossen, nachdem er eine Autohupe betätigt hatte, um die Niederlage des Iran gegen die USA bei der Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar zu feiern. Die Niederlage führte zum Ausscheiden des Iran aus dem Wettbewerb und spaltet Anhänger und Kritiker der Führung in Teheran.
Gegen die Vorschriften verstoßen
Dem Anwalt Ahmadi zufolge wurde dem Polizeichef vorgeworfen, „gegen die Vorschriften für den Gebrauch von Schusswaffen verstoßen“ zu haben, was zum Tod des Demonstranten geführt habe. Mitte Jänner hatte die Justiz-Website Misan Online mitgeteilt, der Oberste Gerichtshof des Iran habe ein Todesurteil aufgehoben und den Fall an ein anderes Gericht verwiesen.
Bandar Ansali liegt in der Provinz Gilan, ein Zentrum der Protestbewegung. Während der monatelangen Kundgebungen wurden hunderte Menschen getötet, darunter auch dutzende Sicherheitskräfte. Es gab tausende Festnahmen und neun Hinrichtungen im Zusammenhang mit den Protesten. Die Protestwelle im Iran wurde nach dem Tod der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini in Polizeigewahrsam im September 2022 losgetreten. Die Sicherheitskräfte gingen bei den monatelangen Kundgebungen unter dem Motto „Frauen, Leben, Freiheit“ massiv gegen die Demonstranten vor.