Nach fast zwei Jahren hat das Warten ein Ende: Reinhold Messner hat am Sonntag nach eigenen Angaben den zweiten Schuh seines toten Bruders überreicht bekommen. „Heute ist endlich Günthers zweiter Schuh aus Pakistan eingetroffen“, schrieb der 79-Jährige in einem Instagram-Post. Vor knapp 54 Jahren starb Günther Messner bei einer Expedition zum 8.125 Meter hohen Nanga Parbat im Himalaya.
Nachdem der erste Schuh bereits 2005 gefunden wurde, entdeckten Einheimische 2022 laut Messner den zweiten Schuh am Fuß des Diamir-Gletschers. Damals habe er nur ein Bild zugeschickt bekommen und wollte den zweiten Schuh eigentlich selbst abholen und nach Hause bringen. Doch daraus wurde nichts. In den vergangenen 20 Jahren wurden in der Gegend im Westhimalaya mehrere Funde gemacht. 2004 war Messner zufolge ein Knochen in 4.300 Meter Höhe entdeckt worden. 2005 dann der erste Bergschuh, der eine Spezialanfertigung für die damalige Expedition war. Dieser steht inzwischen in einem von Messners Museen auf Schloss Sigmundskron bei Bozen in einer Art Kapelle.
Streit vor Gericht ausgetragen
Um die Umstände von Günther Messners Tod war vor knapp 20 Jahren ein heftiger auch vor Gericht ausgetragener Streit zwischen Messner und Ex-Kameraden entbrannt. Dabei ging es um den Vorwurf nicht ausreichend geleisteter Hilfe und die Frage, wo und wie Messners Bruder tatsächlich zu Tode kam. Messner hatte stets betont, er sei mit dem Bruder nach dem Erreichen des Gipfels aus Not auf der anderen Seite des Berges abgestiegen.
Die Orte, an denen Knochen und der erste Schuh entdeckt wurden, belegten das, betonte der Südtiroler immer wieder. Der zweite Schuh sei nicht weit entfernt von dem damaligen Ort des Geschehens gefunden worden, wie in dem Instagram-Video zu hören war. Gletscher sind in ständiger Bewegung und bewegen sich mit der Zeit hangabwärts. Der Fundort des zweiten Schuhs widerlege endgültig die Verschwörungstheorien über Günther und die Tragödie am Nanga Parbat, so Messner. „Günther, ich danke dir und denke an dich.“